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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und die Zicken
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 23 am 28.05.04)



"Die? Die liegt mit Prellungen im Krankenhaus!"
Muttern wartet in der Schlange.
"Wahrscheinlich wurde sie von ihrem Mann geschlagen."
"Hab ich mir doch immer gedacht, dass der gewalttätig ist."
"Und trinken tut er außerdem."
"Hat er sie wegen des Seitensprungs geschlagen?"
"Wie? fremdgegangen ist sie auch? Das erklärt ja Einiges!"
"Nein, ich dachte, er. Aber ihr würde ich das auch zutrauen!"
Muttern hofft, endlich an die Reihe zukommen und denkt: "Muss ich mir beim Einkaufen wirklich so ein Geschwätz anhören?"
"Mir tun nur die Kinder leid. Aber sie hat es nicht besser verdient."
"Genau. Die ist doch mit silbernem Löffel im Mund zur Welt gekommen und hat sich dann mit 20 ins nächste gemachte Nest gesetzt."
Muttern atmetet auf, als die Metzgerin sie durch "Der Nächste bitte" vom Zuhören befreit. Aber leider: "Ist schon schlimm... schwangere Frau schlägt man doch nicht!" plappert die Metzgerin munter weiter, während die zwei Damen neugierig noch näher an die Theke rutschen.
"Schwanger?"
"Fragt sich bloß von wem!" Muttern wird vom Tratsch schon ganz übel, sie unterbricht die Spekulationen mit "Ein Pfund Hackfleisch, bitte."
Wie in Zeitlupe drückt die Metzgerin das Fleisch durch den Wolf: "Bei einer Scheidung wird die ein Sozialfall!"
"Arbeiten war die ja nie gewöhnt."
"Das Getratsche dieser Weiber fließt so eklig zäh wie mein Gehacktes aus dem Fleischwolf!" denkt Muttern wütend, zahlt und geht: "Diese Zicken blöken so lange ihre Vorurteile raus, bis Gras darüber gewachsen ist, nur um es dann wieder abzufressen..."
Mäh, Muttern, mäh!