Marie-Theres Kroetz Relin Mutterntag (erschienen in "Die Aktuelle" Heft 20 am 09.05.04) "Das ganze Jahr wirst du nicht gesehen, aber am Muttertag soll es Dir gut gehen!" schimpft Muttern während sie die Gelben Seiten durchwühlt. "Ich will diesen dämlichen Gedenktag, gesponsert von der Blumen- und Schokoladenindustrie, nicht auch noch unterstützen!" Endlich findet sie die Telefonnummer. "Aber was mache ich? Alibi-Blümchen an Oma verschicken!" Sie wählt und bestellt flötend einen bunten Strauß mit Kärtchen "Hab Dich lieb, Mami" und hängt wütend ein. "Nur um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen und der Masse hinterherzulaufen." Muttern stürzt sich in Ihren Hausfrauenalltag. "Und warum muss der Muttertag immer so kurz auf den Tag der Arbeit folgen? Jaja, alles Neu macht der Mai..." motzt Muttern vor sich hin "...auch so eine amerikanische Erfindung! Und der werte Herr Adolf hat dann dafür gesorgt, den "Tag der Mütter" in deutschen Landen stubenrein zu machen. Widerlich, dieser braune Beigeschmack!" Sie werkelt unermüdlich und schnell hat sie das Haus wieder in Stand gesetzt. "Gesellschaftliche Annerkennung, das bräuchten wir Mütter! Und zwar das ganze Jahr über!" Sie beginnt das Mittagessen zu kochen. "Aber sicher nicht in Form von Schokoladenherzen!" Muttern eilt zum Kühlschrank um Zutaten zuholen und hört gerade noch Girlies Stimme aufjaulen: "Nicht reingucken, Mami!" Zu spät. Gerührt findet Muttern den schiefen, leicht angebrannten und schön verzierten Überraschungskuchen "Zum Muttertag". "Für Dich Mama, mein erster Kuchen!" sagt Girlie stolz. Mutterherz schmilzt und vergessen ist Ihre Wut. Was für ein Mutterntag! |
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