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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und die Menschenwürde
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 12 am 14.03.04)



"Menschenwürde!“ schimpft Muttern dem Radio hinterher, während sie schwungvoll mit der Saugglocke in Ihrem Klo hantiert.
"Pah! Ihr Politiker könnt leicht reden! Möchte bloß wissen, wer wieder das Klo verstopft hat!“
Es hilft allles nichts. Ihre Hand, geschützt mit einem Gummihandschuh, taucht langsam in das eklige Wasser. Um den Würgreiz zu unterdrücken, denkt sie intensiv über die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft nach:
"Immerhin wurde auf der UN-Welt-Menschenrechtskonferenz 1992 in Wien schriftlich bestätigt: FRAUEN SIND AUCH MENSCHEN!“
Ihre Finger bohren sich durch... sie will gar nicht darüber nachdenken...
"Ich frag mich bloß was wir vorher waren?“ Sie bohrt weiter und ihr Frühstück sitzt bereits in der Speiseröhre, sie versucht sich abzulenken.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar!“ äfft sie nach "Ja! Aber wo fängt sie an und wo hört sie auf?“ Mühsam rinnt das erste Wasser ab. "Widerlich!“ jault sie auf, als ihr das braune Wasser in den Gummihandschuh läuft.
"Ein verstopftes Klo putzen zu müssen, das wünsch ich euch Politikern! Jawohl! Aber das wäre ja unter eurer Menschenwürde! Wer muss denn für euch immer die Schei...“ Endlich hört sie das erlösende "Blubb“ und kraftvoll wirbeln die Reste in den Orkus. "...ausbaden? Na endlich! Geschafft!“ seufzt Muttern erleichtert auf.
Erschöpft reinigt sie, jetzt allerdings liebevoller, erst die Kloschüssel, dann ihre Hände und kommt zu dem traurigen Fazit:
"Menschenwürde hin oder her, ändern tut sich sowieso nichts. Hauptsache mein Klo ist sauber!“ Was für eine Würde, Muttern!