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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und die Badputzrede
(erschienen in „Die Aktuelle“ Heft 47 am 17.11.03)


"Sehr geehrte Damen und Herrn!“ sagte Muttern bestimmt und tauchte ihren Lappen in das Putzwasser "Jede fünfte Frau bekommt heutzutage eine Rente von unter 300 Euro!“ Sie begann die Fliesen zu putzen. "Das liegt daran, dass viele Frauen nur wenige Jahre berufstätig waren, z.B. wegen der Kindererziehung und wenn sie arbeiteten, wesentlich weniger verdienten als Männer!“ Muttern nahm das Badputzspray und zielte wie mit einer Pistole auf die Waschbeckenarmatur. "Dabei verrichten Männer weltweit nur ein Drittel der Arbeit, erhalten dafür jedoch - und jetzt alle bitte gut festhalten - Neunzig PROZENT der gezahlten Löhne und sind im Besitz von Neunzig PROZENT des Weltvermögens!“ Mit voller Kraft entfernt Muttern den Kalk und Dreck am Wasserhahn. "Sicher können Sie nun sagen, dass der einzige echte Nachteil den Frauen im Hinblick auf die Erwerbsarbeit haben, die Exklusivität ihrer Gebärfähigkeit ist.“ Muttern schaute in den Spiegel und fing ihn an zu putzen. "Trotzdem, die frauenspezifischen und die sozialen Berufe, und das gilt ausnahmsweise auch für Männer, werden schlecht bezahlt. Und Hausfrauen vertrauen nach wie vor auf eine Versorgung durch den Ehemann!“ Muttern begann das Klo zu reinigen. "Aber egal was Sie denken, die Rentereform finde ich einfach...“ Muttern hielt inne "Scheiße?!“, gab etwas WC-Reiniger ins Klo und schrubbte mit der Klobürste die Ablagerungen weg. "...nicht gut!“ Sie wischte den Boden. "Ich bedanke mich fürs Zuhören!“ Die Fliesen spendeten ihr Applaus.
Muttern hatte das Badezimmer wirklich schön geputzt.