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Marie Theres Kroetz Relin

Muttern und der leise Abschied
(erschienen am 07.05.05)



"Wie hab ich mich immer aufgeregt über den Muttertag" murmelt Muttern vor sich hin "Geschimpft habe ich immer über diesen von der Blumen- und Pralinenindustrie gesponserten Gedenktag, besonders, besonders, wenn auch ich meine Alibi-Blümchen verschickt habe!" Muttern schleppt sich nachdenklich durch Ihren Alltag. "Trotzdem bin ich brav der Masse hinterhergelaufen und habe mich über mein schlechtes Gewissen geärgert. Aber ich war dir doch eine gute Tochter, oder, Mami?" fragt sie leise, schlüpft in ihre Jacke, nimmt den Blumenstrauß und macht sich auf den Weg. "Frauen sind die Stütze dieser Gesellschaft, ihre Arbeit ist unersetzlich." Muttern atmet tief ein. "Mütter sind unersetzlich." Eine Träne läuft über Ihre Wange. "Dieser Tag hat eine andere Bedeutung bekommen. Es ist mir egal, wer den "Muttertag" erfunden hat und es ist mir egal, dass Hitler diesen Gedenktag in deutschen Landen wieder stubenrein gemacht hat. Völlig egal." Muttern öffnet das große Tor. "Es ist das erste Mal ohne Dich Mami!" Sie legt die mitgebrachten Blumen auf das frische Grab und weint. "Seit du nicht mehr da bist, ist alles anders. Und weißt Du was? Die nächste Mutter, die stirbt, bin ich. Keine Oma, keine Mutter mehr da. Die nächsten Tränen werden die von meinen Kindern sein." Muttern zittert. "Sicher, das kann noch Jahre dauern... ich vermisse Dich, Mami."
Schnellen Schrittes geht Muttern nach Hause. Dieses Jahr freut sie sich auf den schiefen, leicht angebrannten Überraschungskuchen ihrer Kinder.
Muttern nimmt leise Abschied, mit Hoffnung im Herzen.