Marie-Theres Kroetz Relin Muttern und der Flohwalzer (erschienen in "Die Aktuelle" Heft 10 am 05.03.05) "Hab ich mir nicht geschworen, mich endlich etwas aus dem Alltags-Trott zu befreien?" murmelt Muttern, "Warum zögern? Jetzt! Ich melde mich jetzt für den Klavierunterricht an - Frau lernt nie aus!" sagt sie schließlich entschlossen und betritt die Musikschule. In ihren Träumen sieht sie schon die erstaunten familiären Gesichter, wenn sie die musikalischen Finger, sei es bei Chopin oder Mozart, über die Tasten springen lassen würde. So fiebert Muttern ihrer ersten Klavierstunde entgegen und betritt schüchtern das Zimmer der jungen Klavierlehrerin. Diese fragt Muttern nach ihren Kenntnissen. "Ich habe als Mädchen 5 Jahre lang Klavier gelernt" antwortet sie leise und fügt hinzu "ich weiß aber nicht, wie viel hängen geblieben ist"- "Na, dann probieren wir es eben aus." meint die Lehrerin lächelnd und hält Muttern ein Blatt vor die Nase. Huch- was ist das denn? Muttern wird schwarz vor Augen: dass sie nicht mehr viel weiß, war ihr klar, aber gleich so wenig? "Welche Note ist das?" fragt die Lehrerin geduldig. Muttern zählt aufgeregt die schwarzen Punkte wie auf einem Rechenschieber, ob sie wohl den richtigen Ton treffen würde? "Nur Mut, Sie schaffen das!" hört sie wie aus weiter Ferne, die beruhigende Stimme ihrer Lehrerin. Muttern denkt an ihre Kinder. "Wissen Sie, in meinem Alter bedeutet es Überwindung, wieder bei Null anzufangen.", lächelt sie verlegen. "Erinnern Sie sich noch an den Flohwalzer?" Muttern nickt und nähert sich vorsichtig den Tasten. Nicht aufgeben, Muttern! Aller Anfang ist schwer, aber viele Flöhe machen auch Mist! |
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