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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und Vorwärts!
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 01 am 31.12.04)



"Seltsam," denkt sich Muttern und steckt die Hände tief in die warmen Taschen "mit jedem Jahresanfang hat man wieder neue Vorsätze, hegt neue Hoffnungen und stellt sich viele Fragen. Selbst die Luft riecht irgendwie neu..." Muttern atmet tief ein und genießt ihren Neujahrsspaziergang "Als ich noch klein war, dachte ich immer, das "neue Jahr" wäre eine leibhaftige Person und rannte zur Tür, um den besonderen Besuch einzulassen." Sie lächelt. "Und irgendwie warte ich noch heute darauf. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich mich von dem alten Jahr verabschieden muss, obwohl ich Abschiede hasse? Oder weil das neue Jahr vielleicht auch die Chance auf einen Neuanfang bietet?"
Muttern bleibt stehen und blinzelt in die milde Wintersonne. "In Spanien isst man zu jedem mitternächtlichen Glockenschlag eine Traube. 12 Trauben stehen für 12 Wünsche. Auch so ein Ritual, der Wunsch nach Veränderung gebundenen an ein festes Datum."
Muttern schüttelt den Kopf und schlendert weiter. "Oder unser geliebtes Bleigießen... Der Mensch hat einfach Angst vor der Ungewissheit, hält sich an alten Traditionen oder sogar an Voraussagen der Astrologie fest, statt sein Leben selbst in die Hand zu nehmen."
Jetzt wehrt sich Muttern energischen Schrittes gegen ihre sentimentale Zwiesprache: "Schluss jetzt: jede Veränderung beginnt bei mir selbst - egal zu welcher Gelegenheit und zu welchem Zeitpunkt! Und außerdem kann man das Leben zwar rückwärts verstehen, aber leben muss man es immer noch vorwärts!"
Genau, vorwärts, Muttern, in ein gutes neues Jahr!