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Marie-Theres Kroetz Relin
Muttern und die "Tubba-Pardy"
(erschienen in "Die Aktuelle" Heft 37 am 04.08.04)



"Wissen Sie, ich hab hier keine Freundin, ohne Auto komm ich doch aus dem Kaff nicht raus" sagt die neue Nachbarin etwas verlegen zu Muttern. "Aber morgen gebe ich eine "Tubba-Pardy" und da wollte ich Sie fragen, ob sie auch kommen wollen."
Muttern stellen sich allein bei der Vorstellung einem sektenähnlichen Kaffeeklatsch zu Gunsten der Kunststoff-Industrie beizuwohnen, um gemeinsam Vakuum-Schüsseln anzubeten, alle Haare auf. "Nun hab ich zwei Tage lang Kuchen gebacken..." stottert die Frau "und jetzt haben mir die meisten Frauen wegen des Wetters abgesagt." setzt sie weinerlich hinterher. Muttern hat ein Herz für die arme Frau und verspricht, sich auch zu den Gästen zu gesellen. Brav sitzt sie am schön gedeckten Tisch und lauscht dem Vortrag über die Ware: Der Vitaminspion wird entdeckt, die Servierlady wird zur Probe rumgereicht, die Schärfmaus ersetzt den Mann beim Messer wetzen, die Salatschleuder ist vielseitig verwendbar, etwa zum Tanga trocknen und der Quickchef erspart das Fitnesscenter für die Armmuskulatur. Dazwischen wird gebetsmühlenartig angepriesen, dass jede Schüssel einen passenden Deckel hat und "Je stärker der Käse stinkt, umso besser klappt es!"
Muttern beobachtet fasziniert die begeisterte Anhängerschaft: das schlaue System eines geheimen Frauennetzwerkes mit 20 Jahren Qualitäts-Garantie, die Rettung aus der Vereinsamung am Herd und demnächst nicht im Handel!
"Herz, was willst Du mehr" liest sie im Katalog und denkt "Ganz klar: Unabhängigkeit und eine Party fürs Herz, statt für den Kommerz."
Amen, Muttern!