Wolfgang Höhn Du hast jetzt Lust! Viagra war ein Erfolg - für Pharmaindustrie wie Männer; obwohl ein paar Frauen sicherlich auch etwas davon hatten - unterstellt man ihnen Lust auf das, was diese Pille an "mehr" verspricht. Länger, härter, zuverlässiger soll man können. Die Pharmaindustrie entwickelt nun eine Pille für den ermüdungsfreien Einsatz am Arbeitsplatz. Morgens eingenommen setzt diese Botenstoffe frei, die direkt auf den Hypothalamus wirken und anhaltende Euphorie, Leistungssteigerung und Belastbarkeit erzeugen. Es wird die Robolong als R-8h, R-10h oder R-12h geben, je nachdem welche Einsatzlänge gewünscht ist. Sie soll nicht vom Arzt verschreibungspflichtig sein, sondern vom Arbeitgeberverband der deutschen Industrie. Nebenwirkungsfrei trägt die Kosten das Wirtschaftsministerium und für den Bundesfinanzminister kommt sogar die R-24h. Wir müssen funktionieren. Uns bleibt gar nichts anderes übrig. Die Anforderungen wachsen, die Zeit rafft den Tag zu Sequenzen, optimierte digitale Archivierung ersetzt den Erlebnisfaktor. Im Zuge dieser Funktionstüchtigkeit entwickelt die Pharmaindustrie gerade die Lustpille für die Frau: Sie soll zuverlässig die weibliche Lust auf Sex fördern. Die neuen Wirkstoffe Apomorphan und Bupropion beeinflussen direkt das Lustzentrum im Gehirn, wirken im Hypothalamus und kurbeln den Dopaminstoffwechsel an; und Dopamin macht Lust, das ist erwiesen. "Die neue Lustpille könnte also für viele Frauen eine echte Hilfe sein - wenn es den Forschern gelingt, die weibliche Sexualität besser zu verstehen." (W wie Wissen, DasErste) HA! Die weibliche Sexualität besser verstehen? Eine Mammutaufgabe wie jeder Mann bestätigen kann. Frauen im Forschungslabor mittels Pornofilmen und einem plexigläsernen Tampon ähnlichem Testgerät auf sexuelle Erregungstüchtigkeit zu testen, ermutigt den erfahrenen (Ehe-)Mann kaum: Weiß der doch, dass Frauen sich nur sehr begrenzt visuell stimulieren lassen und Sexspielzeug bei lustlosen Frauen eher kontraproduktiv wirkt. Welche Lustpille da wohl entsteht, wenn schon die Versuchsanordnungen mangelhaft sind? Die Lustpille soll der Frau helfen, endlich zuverlässig Lust zu bekommen. Aber will diese wirklich welche haben? Möchte sie nicht lieber die Kontrolle über ihre Reizbarkeit behalten und den seinen kapriolierenden Hormonen ausgelieferten Mann mit dieser Kontrolle weiterhin zu dem machen, was er ist? Warum eine Herrschaft aufgeben, die sich bewährt hat? Frauen, ich rate euch: Lasst euch die Lustpille verschreiben, damit Mann Ruhe gibt, aber schluckt vor seinen Augen ein identisches Placebo. Denn eines ist gewiss: Macht er seine Sache gut, kommt sie automatisch. Die Lust. Sex macht glücklich!!!! Mit freundlicher Genehmigung von Wolgang Hoehn. Weitere Infos und Kolumnen: www.montagskolumne.de |
||