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Wolfgang Hoehn

Von im Plural weiblichen Sch(m)utzpartikeln, (heimlich) Reinlichen und unHeimlichen (H)Aushältern


Warum seid ihr (Männer) fähig, eure Einkäufe zu machen, einen Haushalt zu führen etc., ohne die Hilfe einer Frau? ...total selbständig, eigene Wohnung, eigene Haushaltung.
Doch nach zig Jahren der Ehe "kann" der ehemals total selbständige Mann nichts mehr, nicht einmal mehr richtig einkaufen. Mann meint, Ehefrau sei schuld daran, weil Ehefrau ihn umsorgte, ihm alles abgenommen hätte - er habe eben alles verlernt.
Das ist doch Quatsch. Einkaufen verlernt man nicht, genauso wenig wie Schwimmen oder Fahrrad fahren.
Also nochmals die Frage an euch Männer: Wie macht ihr das?"

Eine simple Frage mit implizierter Antwort.

2tens: Weil Männer faule egozentrische Schweine sind.

Dritte (längere und reflektierende, etwas respektvollere) Erklärung:

Ein Mann wird als Macher geboren, weil ihn die Geschichte seines Mannseins so geprägt hat. Er steht früh mit dem Gedanken auf, etwas zu schaffen, zu formen, zu erreichen. Sein Ziel ist die Vollendung. Stellt er fest, dass ein konkretes Werk nicht zu bewerkstelligen ist, sucht er Alternativen, die für sein Werte-Gefühl einen Sinn ergeben. Das kann ein Vogelhaus basteln, einen Staubsauger reparieren oder banales Schwitzen sein. Dabei kommt es nicht darauf an, dass am Ende das Vogelhaus schön ist, der Staubsauger funktioniert oder der Schweiß für außenstehende Beobachter "sinnvoll" floss, nein, nein, sein - notfalls täglich korrigiertes - Weltbild muss in Einklang mit seinem Seelenzustand bleiben: Schaffen (besonders kreatives) beseelt einen Mann.

Was den Haushalt eines Single-Mannes anbetrifft, lebt Mann wie auf einer Insel als Alleinherrscher. Sein Wort gilt, sein Kritizismus richtet sich nach nur einer einzigen (nämlich seiner eigenen) Befindlichkeit, Schmutz kann ein treuer Freund sein. Treue Freunde meckern nicht, sie geben Ratschläge. Rät das Sternenbild aus Bröseln am blauen Teppichboden seiner Wohnzimmerbehaglichkeit zu einer umfassend neuen Weltordnung, wird er mit Hingabe dem Sternenmeer den Garaus bereiten. Dieses Gefühl des persönlichen Erfolgs, der übermenschlichen (also göttlichen, sic!) Anstrengung und des Sinns hinter der Saug-Aktion ist mindestens ebenso stark wie das notfalls wochenlange Gefühl des inneren Einklangs mit seiner zerbröselten Umgebung.

Jegliches Teppichboden-Sternbild wird ihn nie verbal attackieren oder in die Enge treiben, es wird eines Tages so plötzlich und völlig unerwartet ins Blickfeld seiner Wahrnehmung eintreten, dass der Griff zum Staubsauger zu einer logischen Handlung avanciert.

Der Mann als Eremit seiner Häuslichkeit liebt hinter seinen Handlungen neben der erwähnten Logik die Sinnfälligkeit seines Schaffens. Es ist dabei unerheblich, ob diese Logik kantigen Kantschen Imperativen folgt oder durch Hegelsche Thesenhaftigkeit untermauert wird. Logik und Sinnfälligkeit müssen den Gesetzen seiner eigenen Betrachtungsweise dienen. Völlig unlogisch ist dabei aus seiner Sicht, an der Repetition banaler Anstrengungen Freude zu empfinden. Ein Mann kann durchaus jahrelang und penibel häusliche Tätigkeiten ausüben, er wird jedoch den Sinn dieser Tätigkeit nicht als Argument mundfertig repetieren, sondern sein Tun einer höheren Unausweichlichkeit unterordnen. Denn eine weitere Charakteristik seines Ordnungssinns sieht er in der Logik der Verantwortlichkeit in und für einer Gruppe, der er sich - zumeist zwangsweise - angeschlossen hat. Aber bitte möglichst schweigsam.

Die größte Gefahr männlichen (Sauberkeits-, Organisations- und Gemeinschaftlichkeits-)Denkens ist somit der Widerspruch seiner selbst definierten Logik in sich. So lange er nur für eine Welt verantwortlich zeichnen muss, die er allein bevölkert, wird er seine diversen Logiken gewichten können, ohne argumentieren zu müssen, was gleichsam bedeutete, durch Erklärungen seinen Standpunkt aufzuweichen. Wird er allerdings durch ein Häuslichkeits-Umfeld gezwungen, sein zwar funktionsfähiges, aber in der Praxis nicht mehr anwendbares Haushalts-Weltbild erläutern zu müssen, wird er sich von den Gezeiten Anpassung und Gleichgültigkeit bezüglich des Interesses an einem Haushalt treiben lassen - je nachdem wie sehr er in die Enge getrieben wird.

Ein Mann kann Reinlichkeit und Ordnung aber geradezu vorbildlich und dauerhaft repräsentieren: Wenn er die dazu nötigen Aufgaben delegieren kann, zum Bespiel dadurch, dass er als Chef am Platze aus Autoritätsgründen keine niederen Tätigkeiten ausüben darf oder kaum Besitztum (also Verantwortung) um sich herum angehäuft hat oder sich eine Zugehfrau leisten kann oder seiner Mutter die Wäsche anvertraut oder eben: heiratet.

Nicht gerade zuträglich ist eine weitere Charaktereigenschaft des Mannes, die mit zunehmendem Alter immer offensichtlicher in Erscheinung tritt und die proportional zu seinem Lustempfinden steigt: seine Bequemlichkeit. Greifen alle Argumente seiner Weltbilderklärung und -erhaltung nicht mehr, zieht er diese genetisch angediente Charaktereigenschaft zu Rate - und dies um so mehr, je intensiver andere sich um sein angenehmes Umfeld kümmern. Sein Trumpf-Ass ist aber vorgeschützte Unfähigkeit; dies entbindet zuverlässig vor ungeliebten Aktionen. Dafür darf auch schon mal ein Toaster in Flammen aufgehen.

Fazit: Es ist stets einfacher, einen Haushalt allein für sich "zu schmeißen" als mit und für andere zusammen. Die Erklärung liegt allein schon in der Aktion: schmeißen. Denn die Toleranzschwelle für Ordnung, Aufgeräumtheit (seelische wie häusliche), Verfügbarkeit und Wohlgefühl liegt stimmungsbedingt stets auf auto-akzeptablem Niveau. Hat man keine Lust, Kühlschrank, Kammer oder Kemenate up-to-date zu halten, kompensiert das daraus gewonnene Lebensgefühl dieses Chaos - das man selbst natürlich als solches erst dann wahrnimmt, wenn die Stimmungslage umschwappt.

Dieses Umschwapp-Ereignis und die Ordnungsruf-Erkenntnis können verschiedene Auslöser haben: Etwa durch (im Freundeskreis der Saufkumpane, Seelentröster oder Sternbilder) wahrgenommene und greifbare Unreinlichkeit, eine durch Schmutz und Unrat negativ beeinflusste oder (schwerst)gestörte häusliche Überlebens-Funktionalität oder durch einen - Damenbesuch. Obwohl letzterer stets einen faden Beigeschmack hinterlässt: Wird es nun die Anstrengung wert sein oder nicht? Im Klartext: Hat sich die Aussicht, das Objekt des akuten Reinlichkeitsanfalls rumkriegen zu können, in dem Maße proportional vergrößert, dass es den Aufwand wert gewesen wäre oder hat sie es nicht? Damenbesuche sehen demzufolge den männlichen Single-Haushalt stets nur in seinem Balz-Zustand, ganz selten im Normalzustand - aber stets mit rosa Schmacht-Augen.

Der Mann ist als Jäger und Sammler ein ausgezeichnetes und zuverlässiges Mitglied einer Gemeinschaft; eine liebevolle Kostzubereitung hat für ihn jedoch den gleichen Stellenwert wie das Herunterschlingen des bloßen Rohprodukts: beides bleibt letztendlich unterm haushaltstechnischen Strich Nahrungsaufnahme. Je dekadenter sein Geschmackssinn der Logik eigener Hungerbekämpfung unterworfen wurde, desto unglücklicher und aufgeweichter wird seine genetisch manifestierte Argumentationsweise. Um nicht im Netzwerk repetitiver sinnsuspekter Hausarbeiten eingespannt zu werden, geht er viel lieber - zwar bisweilen ebenso repetitiven wie sinnsuspekten, aber keinen emotionalem Fremdkritizismus ausgesetzten - Aktivitäten hinterher, die ebenso als aktive Teilhaftigkeit eines Gemeinwesens dienen. Gelingt ihm dies nicht mehr oder nur noch mühsam, wird er entweder zornig, krank oder er trinkt Bier - weil deaktionistische Kopfschmerzen für ihn nur ein sekundäres weibliches Geschlechtsmerkmal sind.




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