Home
Frauen Kinder Kueche Wer Mail Impressum
Maenner Kultur Medi-Eck Anzeigen Chat Links

Wolfgang Hoehn

Der MeeFuckEr des Jahres


Er ist gekürt: ein Flensburger Berufssoldat, "dessen bester Freund nach eigenem Bekunden sein Staubsauger ist" (taz). Volles Rohr, kann man nur sagen: da hat der Richtige gewonnen. Nein, nein, es ging nicht um den besten Kanonier, sondern um "das bisschen Haushalt" (Johanna von Koczian), obwohl Kanoniersübungen am Gerät teilzeitlich auch Aufgaben eines hingebungsvollen Hausmannes sind - aber (leider?) weder publikumstauglich noch objektiv messbar. Alle SachverständigerInnen dieser 6ten Disziplin haben kurzfristig abgesagt, sie wurde deshalb aus dem Programm gestrichen.

Von ca. 5000 teilnehmenden Hausmännern blieben im Finale acht Kandidaten, um in fünf Kategorien zu bestehen: als Fensterputzer, Kinderclown, Pizzabäcker, Spüler und Einkaufswarenstapler. Aha. Die Anforderungen an den modernen Hausmann wären somit klar umrissen. Hut ab vor so viel Sachkenntnis und Einfühlungsvermögen, kein Wunder, dass ein Profi gewann: Akribie in allen Ehren, aber als "Manager eines erfolgreichen Familienunternehmens" zu bestehen, erfordert etwas mehr Talent als den wettkampftechnisch nachgeeiferten. Das erinnert eher an einen Thread aus dem Forum der Hausfrauenrevolution, in dem solcherlei Männer "Manager eines erfolgreichen Familienunternehmens chronisch knapper Ejakulationsrate" bezeichnet wurden. Hausmannaufgaben folgen selten dem Lustprinzip, sie konterkarieren es eher.

Es geht nicht immer um Wahrheit, wenn ein Markt bedient wird. Die Teilnehmer am Wettbewerb können bestimmt ebenso gut windeln wie Bundesminister, die Frage ist nur, wer sich bemüßigt fühlt, sich zu beteiligen. Hausmannwahl ist so banal wie Dschungelcamp: Mehr oder weniger gelungenes Entertainment, seicht und flapsig präsentiert. Immer wieder wird psychologisiert und fehl-, um- oder absichtlich hinein interpretiert, dabei geht es meistens nur um das Ausleben von Befindlichkeiten, Ego-Trips, Einschaltquoten, Autoseelenklemptnerei, kurz: Unterhaltung eben. Warum Banalitäten künstlich puschen, man sollte das Banale banal sein lassen und nicht versuchen es zu hinterfragen, analytisieren, auszulegen. Einfach zurücklehnen und genießen oder einschlafen. Es ist schon schrecklich genug, wenn sich Kolumnisten damit beschäftigen.

Die Nachrichtenszene ist so voller vermeintlich relevanter und beachtenswerter Realität, dass sie einen mit wiederaufbereiteter Trivialität schier erdrückt, zum Ausschalten, Abgehen, Weghören. Doch Hausmann und Hausfrau, das geht einen jeden an, das hat jeden zu interessieren, schließlich ist diese Daseinsform eine so selbstverständliche wie vernachlässigte Institution unseres Sozialgefüges. Politisch korrekt nickt man anerkennend ab, aber ändert nichts: Methode Macho. Doch Institution Hausmensch muss nicht zwangsläufig mit Paarbindung einhergehen, wenngleich die globale HausLiberale mit dem amerikanischen Wahlausgang einen empfindlichen Dämpfer erlitten hat: Paarbindung hat heterosexuell zu sein, kein Platz für Unchristliches; Staubsauger aller Welt, vereinigt euch!

Es gibt so viele alleinerziehende Hausfrauen, wer sagt, dass ein Hausmann auch eine Frau haben muss, um sich an etwas Bleibendem erfreuen zu können? Doch ein Saugrohrdiplom ist nicht zwingend, eher zwanghaft. Wünschen wir demnach dem Gewinner viel Freude mit den 5000 Euro, auf dass er seinem treuen Saugfreund damit nicht untreu wird und einen geilen DYSON® oder flotten HOOVER® anschafft oder gleich gar einen Kammerdiener engagiert.
Apropos: Kammerdiener sind auch keine schlechten Hausmänner, aber Profis waren wohl nicht zugelassen beim Amateurwettbewerb in Hamburg - auch Frauen und Pinguine durften nicht teilnehmen. Das hat etwas von Ausgrenzung.





Weitere Infos und Kolumnen von Wolfgang Hoehn:
www.montagskolumne.de