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Wolfgang Hoehn

Der Mensch zerfällt in zwei Teile:
In einen männlichen, der nicht denken will, und in einen weiblichen, der nicht denken kann. Beide haben sogenannte Gefühle; man ruft diese am sichersten dadurch hervor, dass man gewisse Nervenpunkte des Organismus in Funktion setzt. In diesen Fällen sondern manche Menschen Lyrik ab.
(Peter Panther - K.T.)


Frauen müssen schön sein, weil Männer besser sehen als denken können
(Oder: Hinter fast jedem vordergründigem Schmunzeln liegt ein noch größeres, das dieses aushebelt.)


In diesem Satz steckt Plausibilität. Etwas. Aber noch mehr Plattitüde und Ausrede, also genau das, was er anprangern möchte: Oberflächlichkeit nämlich. Das letzte Mal las ich ihn in der Kolumne "Frauensache" von Maria von Welser (NDR90.3 Frauensache). Frau von Welser ist bekannt durch ihre Eindringlichkeit, Engagement und Reflektion. Aber sie muss auch für eine Sache eintreten, ihre Sache, also die der und die für die Frauen, Frauensache eben. Nur allzu verständlich.

Neuer Titel:
Frauen müssen nicht schön sein, sie wollen es.

Frauen wollen auch für Männer schön sein, aber in einer Skala der Gründe, warum das so ist, liegt das Männergefallen weit hinten im unteren Drittel. Männer sehen gerne schöne Frauen, gewiss. So gerne wie schöne schnelle Autos, begeisterndes elektronisches Spielzeug oder großartige Bauwerke: die Liste ist lang. Mann sieht gerne mit dem Auge. Zweifellos. Dass er dabei der Gefahr der Verblendung erliegen könnte, liegt in der Natur der Sache. Die Gefahr ist systemimmanent, allerdings nicht zwangsläufig oder fest integriert. Es ist sein Spiel, das ihm behagt. Die Beherrschung der Sinne ist ein Spielzeug erstklassiger Güte: kostengünstig und kaum klein zu kriegen. Die Meinungsmanipulation mit dem Spiel der Worte ist weitaus mächtiger.

Man kann ein Auge blenden, aber noch viel einfacher ist es, Gefühle zu blenden oder besser noch: mit ihnen zu verblenden. Pauschalisierungen wie "Mann und Emotion gehen schwer einher" sind dabei ebenso hilfreich wie die Schönheitsausrede aus obigem Titel. Frau täuscht nur allzu gerne diejenigen, welche sich gerne täuschen lassen. Um ihre kapriolierenden Emotionen in den Griff zu bekommen. Um die ständig lauernde innere Unzufriedenheit mit sich selbst zufrieden zu stellen. Aber noch viel mehr, um den Konkurrenzkampf zu gewinnen, den Frau sich täglich neu (bereitwillig) selbst erschafft.

Mann ist es gleichgültig, ob Frau sich künstlich schön stylt, alles, was er will ist: sie. Er ist die Nachfrage, sie sind das Angebot. Er verlangt nicht, dass sich das Angebot gegenseitig in wetteifernder und ins Absurde mündender und zermürbender Balz ausstechen will, er will einzig Ergebnisse: befriedigenden Jagderfolg. Sie weiß das, sie muss die Konkurrentin besiegen, die Schönste, Attraktivste, Beachtenswerteste am Markt oder einem Teilmarkt davon sein, so gewinnt sie das Augenmerk (engl. attraction, Anziehungskraft, Reiz) der Männer. Der Markt der Attraktionen gleich Beziehungsanbahnungen ist damit von vornherein zu einem Jahrmarkt der Eitelkeiten verurteilt und zu einer wilden Schacherei verkommen. Gefallen findet man nur, wenn man ihn sucht. Mann ist das nur recht: Er sieht zufrieden und befriedigt sein Naturell. Was sonst soll er tun? Wegsehen etwa?

"Frauen müssen schön sein, weil Männer besser sehen als denken können", sagt Frau. Männer sehen besser, das ist richtig, aber sehen sie wirklich besser als sie denken? Der vordergründige Lacher dieses Satzes erstirbt spätestens dann, wenn man vor lauter Schmunzeln einen Schritt weiter über die dahinter versteckte Aussage reflektiert.

Frau muss nicht schön sein, Mann würde Frau auch begehren, wäre sie, was Mutter Natur für sie als Rolle vorgesehen hat: ganz Frau. Weil aber ganz Frau zu sein Frauen immer weniger befriedigt, zieht sie es vor, etwas zu sein, was sie gerne wäre: besser. Nur besser. Viel besser. Am besten will sie besser sein als ein Mann denken kann, sie will ein Augenschein sein, nicht sie selbst. Sie will Mann damit betören, einfangen, bedienen, aber nicht, weil sie muss, sondern weil sie glaubt, einen Markt damit benützen und manipulieren zu können, an dem sie sehr gut mitverdient. Mann sein, einmal nur. Und das mit fast nichts, lediglich mit Hilfe ihres Aussehens, das sie wie eine Fassade mit ein wenig Nachhilfe künstlich aufpäppelt: Schönheit. Ein weiblicher Geck. Sie tut es, weil sie sich selbst gut dabei fühlt. Einerseits, weil sie simpel "besser sein kann als", andererseits, weil sie glaubt, damit Mann bezirzen und somit augenscheinlich betrügen zu können. Doch irgendwann bröckelt jede Fassade - oder sie bleibt ewige Arglist, Kunstprodukt, Methode. Noch einmal: Frau muss nicht schön sein. Sie will. Am Morgen danach oder 10 Jahre später - Schönheit kann eines am besten: weniger schön werden.

Der unterstellte logische Schluss eines durch Schönheitswahrnehmung eingeschränkten Denkvermögens zielt somit auf Frau. Frauen wollen mit ihrem Schönheitsangebot den Verstand der Männer gezielt und bewusst aushebeln. Sie glauben, diese eigens inszenierte Verblendung funktioniert tatsächlich, stellen sich damit allerdings selbst ein Bein: Mag Mann (gerne) dem Anschein nach auch darauf hereinfallen - seine Natur lässt dies nur allzu bereitwillig zu - Frau wird auf lange Sicht keine Sympathien hinzugewinnen und am Ende nur die Verliererin sein. Denn abgesehen davon, dass weibliche Schönheit den Gesetzen der Vergänglichkeit unterliegt (manchmal binnen Stunden, spätestens nach Jahren) und ein sehr zerbrechliches Geschenk ist, spielt sie Mann alle Vorteile in die Hände: Frau tischt Mann lediglich das auf, was seiner Wahrnehmung schmeichelt, sie besorgt seinem Es Befriedigung, serviert sich selbst als optisches Häppchen. Mann braucht nicht einmal zu zahlen, er kann kostenfrei eine Vorabauswahl treffen oder sich auch nur unverpflichtet delektieren.

Bis hierhin wäre alles nachvollziehbar, aber, oh Wunder, Frau staunt nicht nur, sondern beschwert sich über die Konsequenz ihrer eigenen Handlungsweise. Sie kann über das von ihr attestierte Denkunvermögen ihres Verschuldens schräg lachen und sich gleichzeitig über die von ihr heraufbeschworene Situation beklagen, letztlich ist aber sie es, die nicht weiter über eigene Zielgerichtetheit hinaus denken kann: Sie verblendet sich mit ihrer Verblendung selbst.

Der von Natur aus mit Gefühlswahrnehmung nicht allzu üppig ausgestattete Mann schüttelt darob nur unverständlich den Kopf und lässt sein Auge hochzufrieden und amüsiert weiterschweifen. Um sich weiter frohgemut durch die Poesie der Frau bedienen zu lassen. Um süffisant über das weibliche Schmunzeln zu schmunzeln. Um zu - JAAA! - denken: Schön, dass Frau denkt, unser Denkvermögen sei beeinträchtigt.



Abgesonderte Schluss-Lyrik:

Gebt Ruhe, ihr Guten! Haltet still.
Jahre binden, auch wenn man nicht will.
Das ist schwer: ein Leben zu zwein.
Nur eins ist noch schwerer: einsam sein.
(Peter Panther)



Weitere Infos und Kolumnen von Wolfgang Hoehn:
www.montagskolumne.de