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Wolfgang Höhn

Von Blondinen, (müden) Mythen und (besonders müden) Männern
(Kinder haben hier nichts verloren!)


" Du als Mann sage mir, warum Männer dumme, blonde Weiber mögen, diese Barbies, die auch genauso wie die Barbies nur Luft im Kopf haben und doch stehen sie um solche herum, die Männer - warum?! Was ist befriedigend daran, Zeit mit einer blonden, blöden, zunehmend besoffeneren Puppe zu vertun? Sie sind so doof, dass sich einem die Nackenhaare kräuseln. Männer mögen dumme Frauen. Ich weiß nur nicht, wozu. Sag's mir, ich verstehe es nicht."

Für ihr selbstinszeniertes Ego.

Da gibt es ein Lied, das ich schon sehr lange als mp3 haben will, aber ich finde es nirgends, nicht durch Freunde, nicht über Google, auch nicht durch file-sharing-tools, also ein wunderbares Anliegen in einer Zeit, in der man sich jeden Mist eines Wunsches erfüllen kann. Ist es nicht wunderbar, noch von Dingen träumen zu können, die man niemals kriegen kann?

Die Frage nach der Dummheit der Männer (sie saugen die Dummheit der Blondinen, von denen die Rede war, auf) ist zugleich deren Antwort: Weil sie nicht wirklich kriegen können, was sie wollen. Tucholsky eben: c'est la vie. Kennt man ja.

Aber da ist mehr dran, mehr, als selbst Dietrich Schwanitz ausgraben könnte, denn fast alle Männer erliegen diesem verfluchten Hange. Es ist das Raubtier (Panther, eine Ecke weiter unten rechts bei Rilke) im Manne, der das Gefühl haben möchte, etwas erlegt (vor sich liegend und winselnd) zu haben; da der Groß- und Kleinwildjäger aber auch gerne faul ist, geht es nur um DAS GEFÜHL - erledigen soll Frau. Um sich aber so zu verausgaben, muss man ziemlich naiv, dumm oder, eine noch schlimmere Krankheit, verliebt sein. Wenn man verliebt ist, macht man allerhand Dummheiten, die man mit Verstand nicht einmal in Erwägung zöge. Genauso soll es sein, genauso.

Ein Mann denkt anders als eine Frau, so viel weiß Frau mittlerweile. Diese Erkenntnis ist nicht gerade umwerfend neu, aber sie gerät nach drei Sekunden Problematik stets wieder in Vergessenheit, muss also ständig neu gestrichen werden. Die Farbe ist dann das, was man unter Hormonen versteht, die des jeweils anderen natürlich, die eigenen findet man ja in Ordnung (dann ist alles in Ordnung) oder nicht in Ordnung (dann hat man sich mit der Unordnung eingerichtet oder abzufinden). Richtet ein anderer diese Unordnung in Wohlordnung um, wird es besser. Falls nicht, hat man wenigstens gefickt. Nicht für lange hält diese Wohlordnung an, aber sie blendet wohltuend.

Männer sind sexuelle Dauerauf- und -abräumer. Sie können weder den Hals voll genug kriegen (dabei geben sie alle Naslang vor, eigentlich gar nicht so gerne zu blasen, wünschen es sich aber selbst), noch verstehen sie es, ihre Sexsucht richtig einzuschätzen. Dumme Blondinen sind ein hervorragendes Projektionsmittel, um sich aus der Verantwortung zu stehlen, denn da die latente Dummheit der Männer, bedingt durch ihren nicht zu stillenden sexuellen Appetit, ziemlich offensichtlich wirkt, benötigen sie ein Objekt, das ihrem momentanen, durch akuten Hormonüberschuss in Mitleidenschaft gezogenen Niveau entspricht oder untertrifft. Die daraus entstandene Reflexion ist das, was Männer sich im allgemeinen beim Gedanken an guten Sex vorstellen, ein Wunschobjekt, jeglicher Realität entrückt, aber immerhin machbar. Kein Mann möchte wirklich jemals den Sex in die Realität umgesetzt haben, zu dem er sich hingezogen fühlt. Beides, die Sehnsucht danach und die Reflexion, sind purer Selbstschutz.

Aber immer noch nicht alles. Männer hätten gerne so viele Orgasmen, dass sie darin ersaufen. Weil aber der Durchschnittsmann nach spätestens drei Ejakulationen jegliche Lust auf Sex, Dummheit oder Kuschelei verloren hat, gibt es Bier. Bier ist wieder nichts anderes als eine Projektion, es könnte auch ein Surfbrett, ein Sonnenuntergang oder ein Lenkrad sein. Zugegeben, manchmal wird man auch davon besoffen. Zumindest so lange, bis dieses nicht einschätzbare Gefühl der gleichzeitigen Fülle und Leere aus den Eiern verschwunden ist. Denn das größte sexuelle Problem, das ein Mann mit sich herumschleppt (besonders dann, wenn es dazu kommt), ist das der Unergiebigkeit und Kurzatmigkeit seiner Lust. Am liebsten würde er niemals abspritzen, denn mit dem Samenerguss ist die Libido beim Mann erst einmal im Eimer. Für weitaus länger als die Dauer seiner Regenerationsfähigkeit übrigens. Dies stellt ihn vor die Wahl, entweder die ganze Geschichte möglichst lange hinauszuzögern (was an seiner Gier und Lust oder an Physis/Willen/Hingabe der Frau scheitert) oder sich einzubilden, er sei Rocco Siffredi.

Kein Mann bekommt jemals all die visuell auf ihn einströmenden Sexismen aus der zu Schicksalsbildern komprimierten Zone seines sexuellen Hybridsaugers Großhirn wieder heraus. Weil aber in Sexfilmen ohne Pause oder Verlust an Lust gevögelt wird, bildet er sich ein, auch haargenau so vögeln zu müssen - obwohl er sehr wohl weiß, dass er das nicht kann, zumindest nicht mit der gleichen Lust, die ihm suggeriert wird oder in Ansätzen vor dem ersten Orgasmus vorhanden war. Also sucht er sich Objekte, die hinterher nicht hinterfragen, sondern nach dem Akt die intellektuelle Klappe halten.

Weil ihm dies aber nicht genügt, wäre es am besten, die Frau (also das Opfer seines von ihm selbst nicht weiter hinterfragten Hybridsaugers Großhirn) wäre möglichst dämlich. Sie darf sich auch dämlich stellen, auch das ist ihm recht, es ist ihm sogar alles recht, was ihn nicht dazu nötigt, weitschweifige Erklären abgeben zu müssen. Denn alle Erklärungen münden für ihn ohnehin nur in eine unlogische, unvernünftige, verhaltensauffällige Emotionalie, wie er den labilen Zustand "Liebe aus Hingebung" gerne bezeichnet sähe, dächte er darüber überhaupt nach. Nichts ist schlimmer als ein lehrreicher Vortrag über ihn selbst, und sei er auch noch so kurz oder wahr.

Ficken und denken sind aber zwei in sich konträre Vorgänge: Die eine Sache ergibt die größte Lust, und zwar ungesteuert, die andere faktorisiert die Lust: sehr wohl gesteuert.

Noch ein Punkt: Schönheit. Schönheit ist für Mann ein Unterbegriff der Begierde. Ist Mann nicht gierig, kann die objektiv schönste Projektion der Welt noch so herausragend sein, er wird diese Frau als Banalität abservieren, siehe auch Mondscheinserenade, Blumensträuße, Zärtlichkeiten. Frau bereite einem Mann drei Orgasmen in zwei Stunden, dann befrage sie ihn nach den Vorzügen von Laetitia Casta, Pamela Anderson oder Heidi Klum. Er wird sich seine klammen Eier kraulen und hier die prallen Titten benörgeln, dort das dumme Blondchen bloßstellen, dann wieder die Schönheit als Unnahbarkeit und Schild für die Unfähigkeit eines offensichtlich fehlenden Charmes beweinen. Bis die Eier wieder voll sind, dann wechselt er wieder ganz selbstverständlich die Fraktion, die Offensichtlichkeit macht eine 180°-Kehrwende.

Männer sind arm dran, weil ihre Eier ihnen suggerieren, dass sie unschlagbar seien, dabei sind sie viel schneller in die Pfanne gehauen als regeneriert. Wäre eine Frau wirklich schlau (warum denn sind es nur so wenige?), dann verpasste sie ihrem hormonell bornierten und blockierten Mann jeden Morgen einen zehnminütigen Blowjob, der ihm jeglichen Wind aus den Segeln nähme. Den Boden oder das Klo wischen sie ja auch, was ist eine Scheißhausschüssel schon im Vergleich zur Wohlform eines prallen Schwanzes? Notfalls hielte man ihm am Abend nochmals den Hintern entgegen, damit er sich abreagieren kann, in Ordnung: noch eine Viertelstunde Plattitüde. Aber auf S-Bahn, Friseurtermin oder Presswehen wartet Frau auch geduldig, warum nicht darauf, dass Mann nach spätestens einer Woche jegliche Lust auf Mund-, Hand- oder Vaginalarbeit verlieren wird, weil - und das ist der letzte und zugleich entscheidendste Punkt, warum Mann niemals zufrieden sein und immer einer anderen Frau hinterher gucken wird: Was ein Mann sicher zu haben glaubt, wird für ihn blitzschnell uninteressant.

Eine Frau sollte diese drei Punkte niemals vergessen:

1. Der Mann verkörpert die Unersättlichkeit der menschlichem Natur am anschaulichsten in seinen Testikeln. (Nicht durch Glaubensfragen, Machthunger, Verletztheit oder Größenwahn sind die meisten Menschen in Kriegen oder kriegsähnlichen Schauplätzen getötet worden, sondern durch ein paar zwischenschenkelig baumelnde Weichkörper, die nicht einmal dem Druck zweier Frauenfinger, geschweige denn der Ratio einer zig-tausendjährigen Geschichte Stand halten können.)

2. Einen Mann diesbezüglich ändern zu wollen hieße, gegen Hormone anzukämpfen. (Ein Kampf, über dessen Aussichtslosigkeit gerade Frauen bestens informiert sein dürften.)

3. Auch ein dauerhaft befriedigter Mann ist kein Lamm, sondern nur ein schlummernder Wolf.

Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an die nächste Beratungsstelle Mann (an jeder (Theken-) Ecke zu finden) oder an die Agentur Schwanz & Loch, eine vertrauliche Beratungsfirma, deren Mitglied (oder Mitvagina) Sie immer gerade dann sind, wenn Sie einer Beziehung angehören.

Alle Homosexuellen mögen mir bitte verzeihen, dass ich sie diesmal unbeachtet ließ. Alle diesem Thema entwachsenen oder sich dessen Tragweite nicht mehr zugehörig wähnenden Menschen, sollten sich am nächsten Kiosk kompensatorisch das Goldene Blatt oder Disney's Donald Duck kaufen. Alle Jugendlichen mögen sich daran delektieren, die Reinheit und Einzigartigkeit sexueller Anfänge unverfälscht erleben zu dürfen, Liebe sieht aber anders aus. Alle Kinder hatten hier nichts verloren. Ach ja: Man sollte immer das eine oder andere mp3-file unauffindbar lassen; aber keinesfalls aufhören, sich danach zu sehnen oder danach zu suchen.


Mit freundlicher Genehmigung von Wolgang Hoehn.

Weitere Infos und Kolumnen:
www.montagskolumne.de