Erdal
Türkische Hausfrau
Meine liebe Mutter wurde vor 50 Jahren in Ostanatolien als Kind armer Bauern geboren. Schon als Kind musste sie anpacken wo es geht. Schafe hüten gehen, zu Hause arbeiten. Die Schule konnte sie nur 3 Jahre besuchen. Dann musste sie wieder helfen. So vergingen die Jahre bis sie 16 Jahre wurde und heiratete.
Als Teenagerin bekam sie dann auch ihr erstes Kind. Nämlich ein Jahr später.
In Ostanatolien sind die Winter hart und die Sommer sehr heiß und sie kämpfte sich durch, weil mein Vater auch schon in die große Stadt zog, 1000km von seiner Frau und Kind entfernt, um Geld zu verdienen.
So zog meine Mutter das älteste Kind auf und Jahre später gebar sie ihr zweites Kind. Weitere 3 Jahre später das dritte. Zumeist war sie allein, weil Vater lange zeit weg war. . .
Nach der Geburt des dritten Kindes beschlossen meine Eltern als Gastarbeiter nach Deutschland zu kommen. So zogen wir vor 25 Jahren hier her. Ein fremdes Land, eine fremde Sprache, eine fremde Kultur.
Vater arbeitete hier und Mutter zog uns auf, bis ein viertes Kind geboren wurde. Alles Jungen. So zog sie die Kinder auf, während Papa in Stahlwerken malochte. Langsam aber sicher wurden wir Kinder selbständig. Und da die Welt teurer wurde und wir größer, entschloss sich Mutter arbeiten zu gehen. Sie fing an Bügeln zu gehen, wo sie an Asthma Brochiale erkrankte. So gab sie dei Stelle auf und fand eine Stelle als Putzfrau. Da ist sie jetzt immer noch. Mittlerweile 50 jährig, ergraut, erkrankt, müde.
Papa ist Rentner. Er hilft jetzt immer mehr im Haushalt mit. Vorher konnte er das nie. Er war selbst sehr hart am arbeiten. Nach einer Rückenoperation vor einigen Jahren, versuchte meine Mutter trotzdem durchzuhalten und zu arbeiten, weil die Kinder mit Schule und Studium beschäftigt waren. Wie jeder Laie weiß, ist eine Tätigkeit wie das Putzen Gift für den Rücken eines Gesunden und Mama ist nicht gesund. Sie hat aufgrund der Einnahme der Medikamente, die sie gegen das Asthma nehmen musste eine Knochenerweichung bekommen.
Trotzdem geht sie arbeiten, wie sie kann. Und wenn die Knochen und die Gelenke streikten und meine Mutter ins Bett zwangen, nahm sie sich eine Ruhepause.
Doch das war der Stadt, wo sie arbeitet, zuviel. Sie baten sie um ein Gespräch und meinten sie wäre zu oft krank und sie boten ihr eine mickrige Abfindung ab. Das konnte sie nicht annehmen und arbeitete weiter. Das tut sie heute noch... Vor 2 Wochen stürzte sie zuhause und tat sich weh. Aus Angst zum Arzt zu gehen, der sie krank schreiben würde, blieb sie zu hause und meinte immer "Es geht schon. Tut gar nicht weh. " Diese Worte waren nicht Ausdruck der Wahrheit sondern Ausdruck der puren Existenzangst.
Eine Frau die 4 Kinder großzieht, seit ihrer Kindheit arbeitet und trotz ihrer Erkrankungen weiter putzen geht, verdient solch eine große Anerkennung wie ein Habilitierter oder irgendein Star. Denn ohne sie wären die Kinder nicht da wo sie sind und die Kinder sind bald in Berufen wo sie der Gemeinheit dienen können...