Martin Meggle
Die Hausfrauenrevolution
Die Hausfrauenrevolution ist nicht mehr nötig. Sie fand bereits vor 234 Jahren statt. Mit Nudelwalgern bewaffnet kam es in Rom auf der Piazza del Libertá zu einer unvergesslichen Massendemonstration - unter italienischen Historikern auch als die Nudelrevolution bekannt. Die Männer blieben allerdings, feig wie sie schon damals waren, der Demonstration fern, weshalb sich die Hausfrauenrevoluzzerinnen gegenseitig bezichtigten, nicht für die Anwesenheit der Männer gesorgt zu haben. Anstatt die Männer verdientermaßen für ihre häuslichen Untaten oder skandalöse Untätigkeit angemessen zu bestrafen, gingen die Hausfrauenrevoluzzerinnen aufeinander los und prügelten bis in die Morgenstunden aufeinander ein. Das war das tragische Ende der Nudelrevolution.
Seit dieser traumatischen Erfahrung wagen sich Hausfrauen in Europa kaum noch auf die Straße. Der Nudelwalgerproduzent - ein Italiener namens Riccardo Mailotta - hatte damals, bösartig und frauenfeindlich wie er immer schon war, Nudelwalger zu Spottpreisen auf den Markt geworfen, um die eingeschüchterten und traumatisierten Hausfrauen wieder auf die Straße zu locken. Mailotta ist auf seinen Nudelwalgern jedoch sitzen geblieben. Die rund achtzehn Millionen Nudelwalger hat kürzlich ein Bildhauer in einem römischen Lager ausfindig gemacht. Sie befinden sich - wie ein Inspekteur der Stadtverwaltung bestätigen konnte - in einem tadellosen Zustand. Aus den Nudelwalgern soll nun auf der Piazza del Libertá mit Hilfe des Bildhauers ein kolossales Hausfrauendenkmal errichtet werden, um an die erste und letzte Hausfrauenrevolution in der Geschichte der Menschheit zu erinnern.
© Martin Meggle
Autor / Journalist
Beginnt gerade für solche und andere Texte (Kinderbuch etc.) einen Verlag zu suchen