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Die Unterschriften-Liste zum "Pädophilen- Urteil"

Marie Theres Kroetz Relin und Christa Stewens


Frau Christa Stewens
- persönlich -
Bayerisches Staatsministerium
für Arbeit und Sozialordnung,
Familie und Frauen
Winzererstraße 9
80797 München

20.01.2004

Liebe Frau Stewens!

Am 12.11.03 standen wir beide für QUER vor der Kamera und sie haben mir und der Hausfrauenrevolution in unserem kurzen, aber sehr herzlichen Gespräch Ihre Unterstützung zugesagt.

Heute möchte ich Ihr Angebot in Anspruch nehmen und wende mich mit meinem Anliegen mehr an die Mutter als an die Sozialministerin.

Es geht um das "Pädophilen- Urteil". Wie ich der SZ entnehmen konnte, empfinden auch Sie dieses als "skandalös".
Dabei geht es mir in erster Linie nicht um den Pädophilen selbst (da möchte ich mir kein "Urteil" erlauben, da ich den Fall ja nur aus den Medien kenne) sondern um die Begründung des Richters:
"Da die missbrauchten Kinder ohnehin "Verwahrlosungstendenzen" aufwiesen, sei ihnen durch die sexuellen Handlungen kein weiterer Schaden zugefügt worden."

Liebe Frau Stewens, es ist doch wirklich schon schlimm genug, daß es in einem Wohlstandsstaat wie Deutschland "verwahrloste" Kinder gibt, jedes 7. Kind an der Armutsgrenze lebt, sprich 3 Millionen Kinder, oder?
Daß aber ein Richter dies öffentlich als Begründung angibt, darf in einem Rechtsstaat nicht möglich sein!

Aus diesem Grund habe ich zu einer Unterschriften-Aktion aufgerufen und innerhalb von 3 Wochen über 780 Unterschriften gesammelt.
Ich sende Ihnen die Liste mit, Näheres erfahren sie über den weiter unten angegeben Link.
Damit meine Unterschriften-Liste nicht irgendwo landet und sich den Weg ins Nirvana sucht, möchte ich Sie aufrichtig bitten, mich in irgendeiner Form zu unterstützen.
Am liebsten wäre mir, wenn die Unterschriften-Liste auch Frau Beate Merk erreichen würde.

Mir ist zwar bewußt, daß diese Aktion nur "ein Tropfen auf den heißen Stein" ist, aber wenn wir uns zusammentun, könnte man es wenigstens "aufzischen" hören, oder?

Wie sagte Bert Brecht so passend? "Ändere die Welt, sie braucht es."

Ich hoffe sehr, von Ihnen zu hören!

Seien Sie herzlich gegrüßt,

Marie Theres Kroetz Relin



Die Antwort:

Die Bayrische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

VI 5/731/8/04

München, den 22.03.04

Frau
Marie Theres Kroetz Relin



Sehr geehrte Frau Kroetz-Relin,

vielen Dank für Ihre Email vom 20. Januar 2004, in dem Sie im Hinblick auf die Entscheidung des Oberlandesgerichts München in der Haftprüfungssache eines Pädophilen einen umfassenden Schutz von Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft einfordern. Ich stimme Ihnen uneingeschränkt zu: das soziale Milieu, in dem Kinder aufwachsen, darf keinerlei Einfluss auf den Schutzstandard haben. Gerade Kindern aus sozial schwachen Familien muss unser besonderes Augenmerk gelten. Ihrem Wunsch, die Unterschriftenliste der Hausfrauenrevolution auch an Justizministerin Dr. Beate Merk weiterzuleiten, habe ich sehr gerne entsprochen. Auch meine Kollegin hat angesichts dieses Urteils öffentlich betont, dass es keine Kinder erster und zweiter Klasse geben darf.


Durch die meines Erachtens unsensible Argumentation eines Richters wird den Interessen Pädophiler Vorschub geleistet. Deren Ziel ist es seit langem, einschlägige strafbare Handlungen zu verharmlosen. Kindesmissbrauch ist ein Verbrechen an der Kinderseele. Täter müssen hier klar zur Verantwortung gezogen werden. Bayern hat sich hierzu bereits mehrfach für eine Änderung im geltenden Strafrecht ausgesprochen. Der Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs von Kindern sollte nicht als Vergehen, sondern als Verbrechen mit einem Mindeststrafmaß von einem Jahr Freiheitsstrafe einzustufen sein. Leider sind diese bayerischen Initiativen auf Bundesebene bislang erfolglos geblieben.


Die beste Prävention ist, Kinder bei Ihrer Entwicklung zu selbstbewussten, eigenverantwortlichen und konfliktfähigen Persönlichkeiten zu unterstützen. Starke Kinder werden weniger leicht Opfer, vor allem von sexueller Gewalt, Wenn wir Kindern mitgeben, wie man Konflikte in einer Gemeinschaft löst, in der Gewalt nicht toleriert ist, können wir auch verhindern, dass sie selbst aus Hilflosigkeit zu Gewalt als Konfliktlösungsmittel greifen. Mein Haus trägt hierzu mit zahlreichen Initiativen bei. Beispielhaft möchte ich auf die Lehrspielfilme und DVD´s „Trau Dich“ und „Mutprobe“ hinweisen, die an Schulen eingesetzt werden können. Ein weiteres Zeichen gegen Gewalt, Misshandlung und Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen setzt die Stiftung „ Bündnis für Kinder – gegen Gewalt“. Die Stiftung wurde 2001 von Herrn Ministerpräsident Dr. Stoiber ins Leben gerufen. Sie will einen Beitrag für ein gewaltfreies Aufwachsen junger Menschen in einer Kinderfreundlichen Gesellschaft leisten. Beispiele für Initiativen der Stiftung sind die Kampagne „ Mein Kind ist unschlagbar“ oder das Gewaltpräventionsprojekt „Faustlos“, das Kindern gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien vermitteln möchte und in Kindergärten und Schulen eingesetzt wird.


Liebe Frau Kroetz-Relin, zu Recht mahnen sie auch die hohe Zahl an Kindern an der Armutsgrenze an. In der Tat kann für viele Kinder nicht von einer unbeschwerten Kindheit die Rede sein: Über eine Million Kinder sind ganz oder teilweise auf die Unterstützung des Staates durch Sozialhilfe angewiesen. Insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung von schnelllebigen Statussymbolen erfahren Kinder so rasch eine Ausgrenzung. Auch wenn in Bayern die wirtschaftliche Situation für Familien deutlich besser ist als im Bundesdurchschnitt, gilt es auch hier vor allem verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen für Familien zu schaffen. Bayern trägt hierzu mit dem Landeserziehungsgeld als familienpolitische Leistung in den ersten Lebensjahren bei. Auch die Kinder- und Jugendhilfe trägt mit ihrem breiten Leistungsspektrum- von Kinderbetreuungsangeboten über Beratungsangebote für Kinder und Eltern, sozialpädagogische Hilfen für Familien bis hin zu familienersetzenden Angeboten – viel dazu bei, um Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder bestmöglich zu unterstützen und den jungen Menschen ein gesundes Aufwachsen in unserer Gesellschaft zu ermöglichen.


Für eine wirksame Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder muss die Politik durch rechtliche Regelungen und Unterstützungsleistungen die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Um jungen Menschen ein gewaltfreies Aufwachsen in einer kinderfreundlichen Umgebung zu ermöglichen, ist aber letztlich auch jeder Einzelne gefordert, seinen Part in der Gesellschaft zu übernehmen. Für Ihre Initiative, mit der Hausfrauenrevolution ein deutliches Signal zu setzen, danke ich deshalb sehr herzlich.

Mit freundlichen Grüßen

Christa Stewens