Gudrun Schilken Von Machotrocknern und Waschmaschinenzicken Nicht nur, dass ich vier sensible Männer plus einer Handvoll empfindlicher Fische im Aquarium zu verpflegen habe. Nein, auch mein Maschinenpark will mit großer Aufmerksamkeit gepflegt werden. (Und wer pflegt mich?) Da quengelt die Spülmaschine, indem sie mir die Gläser nicht ordentlich spült. Und ich weiß nicht, was ihr wirklich fehlt. Möchte sie mit mir ein intensives Gespräch führen? Oder benötigt sie Spezialsalz gegen Kalk oder aber Klarspüler? Ist sie einfach nicht gut drauf oder muss sie gründlich gereinigt werden? Ich brauche viel Fingerspitzengefühl und Geduld, um ihrem Leiden auf die Schliche zu kommen. Aber schließlich habe ich verstanden, dass sie sich manchmal einfach überlastet fühlt und nur etwas Zuspruch nötig hat. Ich spreche mit ihr, während ich sie liebevoll mit einem Schwammtuch auswische, ihr Salz nachfülle und etwas Klarspüler eingieße. Ach, sie ist so dankbar und die Gläser sind ruckzuck wieder sauber. Sie ist einfach eine gute Seele in meinem Haushalt. Im Gegensatz zum Trockner. Mein Wäschetrockner ist ein ganz störrisches Kerlchen. Er ächzt und stöhnt, wenn es ihm zu viel wird. Er jammert und quietscht erbärmlich. Dann möchte er nicht mehr so schrecklich beladen werden. Schon gar nicht mag er Handtücher, Bademäntel oder sonstiges schweres Zeug. Er hat auch wirklich jeden Tag viel zu tun. Und einige seiner Vorgänger sind schon längst im Trocknerhimmel, - elendiglich zugrunde gegangen an Überlastung. Er ist rein äußerlich zwar ein starker Kerl, aber mit seiner Elektronik, seinem Hirn, da stimmt was nicht. Er tutet laut und ruft nach mir, wenn er angeblich fertig ist. Aber in Wirklichkeit ist die Wäsche noch gar nicht trocken. Er lässt mich eben gern antanzen und die Treppen in die Waschküche hinunter laufen. Manchmal hab ich das Gefühl, er grinst ganz hämisch mit seinen Programmierknöpfen und seiner Kondenswasserklappe. Die Waschmaschine, die alte Zicke, steht gleich neben der Machotrockenmaschine. Sie verrichtet je nach Tagesform mehr oder weniger ordentlich ihre Arbeit. Wenngleich sie an besonders zickigen Tagen sehr gern Socken versteckt. Aber das Spiel kenne ich von ihr schon seit Jahren und darüber ärgere ich mich gar nicht mehr. Wenn sie mir die Wäsche jedoch durchlöchert, weil sie wieder einmal klammheimlich einen BH-Bügel beiseite geschafft hat, dann werde ich ärgerlich. Dann kriegt sie schon mal eine ganze Weile nicht ihr Lieblingswaschmittel, sondern irgendwas aus dem Sonderangebot. Worauf sie sich nicht selten mit dem Verstecken von roten T-Shirts in weißer Wäsche rächt. Und mein Mann und die Jungs laufen nicht gar so gern in rosa Unterwäsche herum, da dies doch zu Mißverständnissen in der Umkleidekabine beim Sport führen kann. Also vermeide ich Streit mit meiner Waschmaschine lieber. . Ganz ordentliche Jungs findet man in meiner Küche. Herd und der Kühlschrank sind noch junge Bürschchen und ganz in Ordnung . Okay, das Essen verbrennt häufiger und die Kartoffeln und die Milch kochen sehr oft über. Jedoch weist das Ceranfeld ganz entschieden jegliche Schuld von sich. Der Kühlschrank versteckt manche Lebensmittel und rückt sie erst nach dem Verfallsdatum wieder heraus, aber wir sind trotzdem gut befreundet. Ganz im Gegensatz zum Gefrierschrank, der Unmengen an Strom schluckt und deshalb immer wieder mit mir diskutiert, dass er öfters abgetaut werden möchte. Aber dann soll er doch nicht gleich so schwitzen, wenn die kids bei geöffneter Tür sorgfältig überlegen, ob sie eine Pizza, ein Baguette, eine Frühlingsrolle, Pommes oder vielleicht doch lieber ein Eis essen wollen. Staubsauger sind bei mir bedauernswerte Geschöpfe. Ich gebe es zu. Ich kann sie nicht leiden. Sie sind laut und - ähm - staubig. Sie pusten Dreck in die Luft und müffeln. Staubsauger sind bei mir Durchgangsposten. Ihre Verweildauer in meinem Haushalt ist ziemlich kurz. Ich reiße grob an ihrem Fahrwerk, schleudere den Schlauch unsanft durch die Zimmer und lasse nach getaner Arbeit das Kabel mit voller Wucht zurückschleudern. Ich bin gemein zu ihnen. So kommen diese Haushaltsgeräte nicht groß zu Wort, weil sie vor lauter Angst nur kräftig saugen, um schnell wieder in ihren Schrank verschwinden zu dürfen. Aus dem Umgang mit ihnen sollte ich eigentlich etwas lernen... Und dann wären da noch der Handstaubsauger, die Mikrowelle, der Mixer, der Eierkocher, das Waffeleisen, der Toaster, der Entsafter, die Kaffeemaschine, die Espressomaschine, der Sandwichmaker, die Popcorn-Maschine, die Brotbackmaschine... Allesamt unkomplizierte, freundliche Genossen, die gewissenhaft und zuvorkommend ihre Arbeit bei mir erledigen. Nun ja. Sind wir doch ehrlich! Ihre Arbeit ist mehr oder weniger überflüssig! Aber Pssst, das dürfen sie nicht wissen. Sonst gibt es auch mit ihnen Ärger! |
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