Gudrun Schilken Wachs in unseren Händen "und dann mache ich wachs, wachs und dann bin ich groß." sagte mein Sohn Max im Alter von vier Jahren. Tja, es hilft ja alles nichts. Eines Tages werden sie groß, unsere Kinder. Kaum sind sie auf der Welt, geht das schon los bzw. es geht weiter. Sie wachsen. Über Nacht oftmals. Wenn sie morgens aufwachen und man in ihr pralles, rosiges Babygesichtchen blickt, entdeckt man, dass sie plötzlich lächeln. Oder fröhlich plappern. Oder in ganz neuen Tönen weinen. Die Lieblingshose ist zu kurz. Das niedliche Pullöverchen, das wir so liebevoll ausgewählt haben, passt nicht mehr. Am Frühstückstisch sitzt statt des Jungen von neulich ein junger Mann mit sprießenden Barthaaren. Das niedliche kleine Mädchen ist zu einer Schönheit herangewachsen. Wir fotografieren und filmen und bunkern selbstgemalte Bilder und Bastelarbeiten aus dem Kindergarten, nur um ein Stück der schönen Zeit mit ihnen festzuhalten. Aber leider können wir die Zeit damit nicht festhalten. Und das ist auch gut so. Wie oft wünschen wir uns, dass sie doch nun durchschlafen, die Zähnchen da sind oder sie endlich groß genug für den Kindergarten sind. Verschenkte Zeit, dieses Warten. Wir sollten sie genießen. Jede Sekunde, Stunde, jeden Tag. Kinder sind ein Geschenk. Auch wenn sie nicht immer Freude machen. Aber auch das sollten wir zu schätzen wissen. Schließlich entwickeln sie ihre Persönlichkeit, stärken ihr Immunsystem und fordern uns. An all diesen Problemen können wir auch wachsen. Wir müssen nur mit unseren Kindern wachsen, sonst wachsen sie über uns hinaus und wir können sie nicht mehr verstehen. Kinder sind Wachs in unseren Händen. Wir können sie mit unserer Wärme formen und mit unserer Kälte brechen. Die Verantwortung für diese kleinen Menschlein ist groß. Wir sollten das nie vergessen und sie mit all unserer Liebe für das Leben polstern. |
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