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Gudrun Schilken

Wo ist eigentlich dein Teddy?


Da sitzen sie einträchtig nebeneinander. Auf einem antiken, gedrechselten Stuhl im Eingangsbereich. Sie sind beide schon sehr zottelig und zerliebt.
Ein Pflaster klebt im Gesicht des einen, damit die Füllung nicht herausquillt.
Bruno ist am Arm, Petzi an den Ohren geflickt. Sie sind schon lange beisammen.
Ganz wackelig sind sie, aber sie stützen einander, damit sie nicht vom Stuhl rutschen.
Auch musste Bruno schon Haare lassen ob all der gelebten Jahre und Petzi geht ein wenig aus der Fasson. Sie sind nicht mehr ganz so kuschelig, eher ein wenig stachelig geworden.
Aber dafür haben die beiden sich gefunden. Sein und mein Kuschelbär.
Denn auch mein Mann rettete über all die Jahre seinen Seelentröster.
Im Alter von elf Jahren überkam mich der grässliche Gedanke, dass ich meinen geliebten Teddy eines Tages achtlos irgendwo in eine Ecke werfen würde oder dass er womöglich gar im Müll landen könnte. Ich weinte. Es war wohl das erste Winkewinke meiner Kindheit.
Aber ich beschloss, mir ein wenig meiner Kindheit für immer zu erhalten und mich niemals von meinem Teddy zu trennen. Und deshalb sitzt er nun friedlich verstaubt mit dem Bären meines Mannes in unserem Haus und wir werden alle vier gemeinsam alt.
Und wo ist dein Teddy?