Ursel Gödecke Das Leben als Herausforderung Es gibt Menschen, die sich in ihrem ungeliebten Umfeld suhlen als wäre es süß, weich, warm und lecker! Warum ist das so? Warum scheint all das negative so unüberwindbar? Wer hat uns so erzogen, daß wir ja nicht ändern, was zu ändern ist, und alles was nicht zu ändern ist, bearbeiten, als hätte man nicht jede Menge richtig befriedigende Aufgaben, die das Leben lebenswert machen! Wir haben in diesem Teil der Erde die Wahl zu entscheiden, wie wir leben möchten! Ich darf entscheiden,ob ich eine gute oder schlechte Ausbildung haben möchte. Ich kann mich für oder gegen Kinder entscheiden. Wenn ich mit negativen Erfahrungen nicht allein fertig werde, kann ich mir von einem Fachmenschen helfen lassen. Ich kann mich mit Gleichgesinnten zusammen schließen. Ich kann die halbe Welt verändern, allein der Antrieb muß da sein! Freundinnen zeigen mir genau das mit ihrer Art zu leben: Als A. acht Jahre alt ist, wird sie auf dem heimischen Spielplatz von einem Teenager genötigt, ihn zu berühren. Ein traumatisches Erlebnis, das sie nicht mehr vergißt. Die Mutter akzeptiert sie nicht so, wie sie ist, burschikos, zurückgezogen, passiv.... . Mit vierzehn der erste Joint, mit siebzehn die ersten harten Drogen. A. führt immer ein perfektes Doppelleben, hier der normale Freundeskreis, dort die Szene. Ausbildung, Fachabitur, Studium, Arbeitswelt. Und immer die Droge, der Alkohol, alles was geht, aber alles wohldosiert. Dreimal dem Tod von der Schippe gesprungen ( Arzt:"Sie müßte längst tot sein"), sechsmal harter Entzug, drei anschließende Therapien, Depressionen, Verdacht auf Borderline. Und heute, drei Jahre nach der letzten Therapie? Bei uns im Haus war irgendwann eine Wohnung frei, die "Patentante" (meine Kinder sind nicht getauft, aber...) lebt bei uns im Haus, ist die zuverlässigste Person, die ich kenne, tut alles für meine Kids, fängt im Sommer einen Job bei der Drogenberatung an, meint ab und an, das Leben sei ganz schön hart,dann guck ich sie an, brauch aber gar nichts zu sagen! Irgendwie scheint das Leben sie zu lieben... hallo A., Du hast meinen Respekt! Als I. Mitte zwanzig ist, lernt sie in der Türkei A. kennen. Es wird die große Liebe, jeder pendelt mal ins Land des anderen, die beziehung hält,auch wenn man sich in zeitlich größeren Abständen nicht sieht. Mit 30 wird I. schwanger, möchte das Kind in Deutschland bekommen, pendelt aber noch öfter. Als ihre Tochter geboren ist, ist sie die meiste Zeit in der Türkei, es gibt aber manchmal Streit, die kulturellen Unterschiede machen sich bemerkbar. I. kehrt erstmal nach Deutschland zurück und A. kommt so oft es geht zu ihr. Zweite Schwangerschaft, Sohn wird geboren. I. soll zu A. in die Türkei ziehen, lehnt sie ab. Sie wollen hier heiraten, alles ist geplant, dann plötzlich die Kehrtwendung: Der nette A. wird zum Macho! Nach ewigem hin und her trennt I. sich und möchte hier alleine leben. Es gibt keinen Unterhalt aus der Türkei, I. muß von Sozialhilfe leben. Und heute? Tochter ist vier, Sohn ist 2 1/2 und sehr quirlig. I., die Powerfrau hat einen Job, bekommt ergänzende Sozialhilfe, engagiert sich mit großer Kraft im Mütterzentrum, von Pessimismus keine Spur! I., auch Du bist ne Art Vorbild für mich! Ich glaube, die Bereitschaft, das Leben als Herausforderung zu sehen, sagt etwas darüber aus, wie zufrieden man ist. Und die Eigenschaft, sich über Gegebenheiten nur zu beschweren, hat als Resultat auch eine gewisse Lebensqualität, die keiner anstreben kann. Ich selbst entscheide, welche Ernte ich aus meiner Saat einfahre! Ursel Gödecke |
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