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Ursula Tallafuß und Stefanie Schulte-Rolfes

Liebesbriefe von Anton und Martha



Liebe Martha!

Einen Liebesbrief an dich sollte man immer auf feines Büttenpapier oder fabelhaftes Elefantenpapier schreiben - aber wie du siehst, muss ich mich mit gewöhnlichen Kästchen begnügen.
Du fehlst mir.
Wenn es mir gut geht und auch heute, wo es mir nicht so gut geht. Aber ich habe einen Plan.
Anton hat immer einen Plan.
Siehst du die Nummern auf dem Zettel? Martha mein Käferlicht, ich mag nicht mehr.
Das Leben in diesen Kästchen versucht jede Liebe zu ersticken. Denn nach Montag kommt garantiert Dienstag, selbst redend auch dann, wenn ich schon ganz verrückt alle Tage bis auf die Sonntage aus dem Kalender streiche, täglich meine besten Schuhe trage, mir eine Blume ins Knopfloch stecke und ihr zuflüstere: Ach, wie schön du bist, fast so schön wie meine Martha.
Ich wünsche mir, dass unsere Liebe sich jeden Tag erhebt, sich in feinen silbrigen Fäden erhebt, die sich in der Leere umgreifen, umschlingen, eine Kugel bilden. Eine Kugel ohne Anfang, ohne Ende- und selbst redend ohne Montag.
Komm mit! Es ist gar nicht so schwer.
Die Kästchen, die mit ungeraden Zahlen markiert sind, falte bitte genau auf die mit den geraden Zahlen. Zuerst von links nach rechts, dann von oben nach unten.
Ich weiß ja, du bastelst nicht gerne, aber tu es mir, uns zu liebe.
Wenn du fertig bist, denk an den Tag, als wir am Feld standen, in den Himmel sahen und nichts passierte, außer dass an diesem Tag alle Wolken so aussahen wie wir. Eine hatte sogar meine großen Ohren, die du „angeblich“ so süß findest.
Und jetzt spring einfach! Tu es!
Vorsicht, die Kugel rollt, nicht stillstehen!
Hier – setze deine rote Nase auf, so wie ich die meine, reich mir die Hand - und lass es rollen.
Zuerst rollen wir die Montage platt. Und überhaupt rollen wir alles platt, was uns nicht passt!
Einverstanden? Ja das wird lustig! Und wenn uns später vor lauter lustig sein die Lust überrollt, schmeißen wir uns einfach in die nächst beste Wolke!
For Those About to Roll – We Salut you!

ICH LIEBE DICH! ICH LIEBE DICH! ICH LIEBE DICH!

Dein Anton


Anton,
mein Gewölk aus Liebe und Ferne und Silber-Kugeln.
Mir rinnen die Tränen über mein komisches Gesicht mit der roten Nase. Die dicke rote Nase passt zu dem Rot meiner Augen, die ich mir heute vor Freude aus dem Kopf geheult habe.
Wir werden also die Tage, die Zeit, auf Minimalgröße falten und im Stundengang der Liebe ruhen. Die Minuten, die Sekunden löffeln, wie gierige, hungrige Kinder.
Da ist Zeit eine Fontäne aus Übermaß.
Vielleicht finden sich unsere Blicke im Spiegel dieser ganzen verrückten Zeit.
Es wird dann still, wenn wir uns ohne Worte umarmen, uns Lieben, uns Küssen, wie wild.
Wir basteln uns ein anderes Land, eines wo kugelrunde Liebe dem Mond zulächelt.
Aber der kann uns auch mal, der Mond. Wir steigen direkt hinauf, zum Meer der Ruhe.
Komm, Du. Lass uns draußen sein. Nimm mein verweintes Herz. Steck es in die nächst beste Tasche deines weiten Wintermantels, der uns zudeckt am Ende der Welt.
Anton, siehst du die Wiesen von hier oben? Die Zärtlichkeit jeder Blume dort, stirbt dem Winter entgegen.
Dort können wir nicht mehr spielen.
Finde eine warme Wolke für uns.
Ich puste uns dann in unsere Himmelsrichtung.

Ich drehe mich im Kreis mit dir, ein wilder Tanz.

Martha liebt dich auch sehr.


Anton,
ich lache unaufhörlich über dich, über uns.
Wenn der Mond rund ist ziehen wir nach Kasachstan. Der Mond ist immer rund, kommt nur auf die Perspektive an. Wir fliegen dann über die Welt, die Lichter der Städte, die Funken der Fabriken, das Geheul der Sirenen.
Hinfort, in die Ruhe einer ausladenden Ebene. Wir haben Spielkronen auf und sehen aus wie Häuptlinge mit Flügeln.
Da, hast du den Leuchtturm gesehen?
Sie schicken ihr Licht nach oben zu uns. SOS = Sonne Oder Sturm, Stern Oder Stadt.
Bei der nächsten Landung nehmen wir ein paar Kiesel mit. Weißt du noch, der See im Wald, wo wir Steine flitschen gespielt haben? Die holen wir uns zurück, angespuckt mit Zauberkraft und Ewigkeit.
Tauchen wir hinab nach Oben, wie Frau Holle. Sie ist unten und schüttelt die Betten für uns. Das muss mal erst einer verstehen!
Du brauchst deine schwarze Sonnenbrille nicht mehr. Deine coolen Sprüche auch nicht und die Schuhe ziehen wir aus. Meine waren immer zu eng!
Kommst du ?
Martha


Geliebte Martha!

Habe mich soeben auf die Socken begeben!
Jetzt bieg ich links ab, das Gässchen führt direkt in die Wüste. Bis die Sonne untergeht werde ich spielend in der Oase sein. Hugh, der Häuptling hat gesprochen: Auf geht`s hinab nach oben.
Vorher sehe ich mich gezwungen, dir etwas anzuvertrauen: Ich sehe ohne meine Sonnenbrille nächtens furchtbar schlecht. Furchtbar schlecht! Babe!
Ich hoffe du nimmst mich auch so!!!
Ich hätte heute gute Lust, dich in einer Sänfte zu tragen, deine Hände und Füße mit Mandelöl einzureiben und an dir zu schnuppern. Zuerst würde ich hinter deinen Ohren schnuppern, da riechst du am Besten nach dir selbst, dann in deiner Armbeuge, dann in deinen Kniekehlen, dann….
SEUFZ.
Ich rede übrigens mit deinen Briefen.
Dein letzter leistete mir heute beim Frühstück Zigarette und Kaffee und Zeitung, Gesellschaft. Er konnte wunderbar mit mir gedruckten die Doofköppe auslachen.
Du Martha?
Ach nichts…
Ich komm jetzt!

Dein Anton


Mein Anton,
deine Martha hat Kopfweh.
Ständig zerbreche ich mir meinen Kopf, wie mein gebrochenes Herz zu reparieren sei. Gib mal deinen Werkzeugkasten, vielleicht finden wir den passenden Schlüssel um die Herzklappen zu öffnen. Ich glaube ein 13ener wäre gut. Herzklappenreperaturen sind schrecklich kompliziert.
Oder vielleicht hast du ein Obsidianmesser?
Vom Herzen strömt das lebentragende Blut in alle übrigen Teile des Körpers. Ohne Herz kein Leben. Ich habe Herzklappenkleben, weil du wieder fort bist.
Vielleicht muss ich dich mehr lieben?
Herzschmerz ist so herzlos.
Wir könnten ein Herz mit Flügeln basteln.
Komm wir finden Federn.
Ich habe geträumt wir sitzen unter einem Eukalyptusbaum und spielen verloben.
Du hattest die Sonnenbrille auf.
Ich trug ein rotes Samtkleid mit weißen Mageriten und mein Schleier war aus Seidenpapier, türkis, glaub ich. An der Stelle der Augen waren Herzen ausgeschnitten.
Du hattest die Ringe. Sie sahen aus wie winzigkleine Schwimmreifen, so rot-weiß!
Leider gab es keine Musik, aber in der Ferne sang eine Lerche ihr Lied, da hast du mich geküsst.
Ich liebe dich so
Martha

Geliebte Martha!

Woods, der olle Straßenkater hat sein prächtiges Winterfell für uns geopfert.
Jetzt ist er nackt und schämt sich.
Obwohl ich ihm deinen verwaschenen Pulli angezogen hab, kommt er einfach nicht hinterm Ofen hervor.
Sein Fell war der Preis, den die Dorfhexe verlangt hat, um eine Verbindung zu Claude Bernard herzustellen.
Der entpuppte sich als Niete. Kennt sich überhaupt nicht aus mit gebrochenen Herzen!
Faselte stattdessen was von Vollnarkose, Kapillargefäßen und so nem Zeug.
Doch plötzlich ist seine Frau aufgetaucht und hat was ins Feuer gehaucht:
Rosengulasch:
30 langstielige rote Rosen (sind schon unterwegs!), !mit Dornen! Bissfest kochen, etwas Paprika dazu, Salz, Pfeffer und eine Kartoffel zum Binden.
Einmal gegessen, gibt es dem Herzen (nur wenn vorhanden wie bei dir) sein Feuerrot zurück.
Mein Herz probier es aus. Rot steht dir doch so gut!
Ich küss dich jetzt zurück. Nicht nur weil du eine traumhaft schöne Braut bist, sondern sowieso und überhaupt!
Heut leg ich mich ins Bett und zieh mir die Decke über die Ohren. Bin etwas müde vom im Drüben fischen. Woods kommt bestimmt auch, es wär noch Platz neben uns….
Du fehlst.
Wir retten unsre Seelen selber!

Dein Anton





Fortsetzung folgt (?)