Susan-Barbara Hofer
Seit Tagen ist mir ganz schwindelig...
vom vielen assoziieren zum Begriff der "Hausfrau".
Schreib was für die Homepage, hau in die Tasten... ist Marie Theres Originalton.
Nachdem aber Schreiben bis jetzt nie so mein Ding war, außer Briefe an meine Freundinnen; je nach emotionalem Befinden auch Tagebuch und bei seelischen Höhenflügen auch mal ein Gedicht, tu ich mich etwas schwer, meine im Kopf befindlichen Formulierungen auch ins Schriftliche zu übersetzen. Das mag zusätzlich auch noch daran liegen, daß ich mich am liebsten mündlich, so ganz direkt, mit meinem Gegenüber unterhalte. Geistreiche, witzige und flutschiggeschriebene Artikel lese ich am allerliebsten still und leise und vielleicht mal laut, wenn ich will, dass die restlichen Familienmitglieder davon Notiz nehmen (Interesse hin oder her). Ich weiß, da kann ich manchmal autoritäre Züge an den Tag legen. Und nicht nur im Zusammenhang der Wissensvermittlung.
Mir kommt prompt das Bild des Hausdrachens, oft erwähnt im Zusammenhang mit der Hausfrau. Fauchend, keifend, putzlappenfuchtelnd, kochlöffelschwingend. Da kann ich nur froh sein, dass sie nicht von vermeintlichen Drachentötern
und heiligen Georgs gemeuchelt wird. Mal wieder typisch, daß der fernöstliche Drache, der für Glück, Reichtum und Wohlbefinden steht, nicht mit hausfraulichen Tätigkeiten verknüpft wird. Aber nach mehrtausendjähriger männlicher, christlicher (die griechischen Philosophen nicht zu vergessen) Hirnwäsche wäre das auch zuviel verlangt. Apropos Griechen... Da gabs doch diese berühmte Hausdrachin namens Xanthippe*. Ich sehe sie als die eigentliche Hausherrin. Die hat sich halt einfach nichts gefallen lassen. Mann, Frau stelle sich eine ehemalige, stolze Amazone vor, welche sich den ganzen Tag diskriminierende, weltfremde Dinge anhören musste. Ihre Flüche, ihr Geschrei sind uns ja leider nicht überliefert- wen wunderts.
Vielleicht hätten wir dann erfahren, wie s wirklich in der griechischen Antike so zugegangen ist.
Hausfrau, Hausdrache... puh soviel Klischees in zwei Worten. Wer da wohl damals die Propagandatrommel gerührt hat?
Frau des Hauses oder sogar Hausherrin klingen mir da schon ganz anders in den Ohren. Da schwingt doch gleich so was wie Selbstbestimmung, Verantwortung, Mitbestimmung und Achtung mit. Denn wir wissen ja nur zu gut, was eine Hausfrau so alles leistet, den lieben, langen Tag, vom Kaffeekränzchen und dem Shoppen mal ganz abgesehen.
Muß eine Hausfrau eigentlich Kinder haben oder geht es auch ohne? Für mich als Mutter von fünf Kindern fehlt da allerdings die Vorstellungskraft. Eine gähnende Leere tut sich da bei meinen inneren Bildern auf.
Frau stelle sich einen Haushalt vor, bei dem nichts so richtig dreckig, der Wäschekorb einfach nicht voll und das Potential eines Küchenherdes höchstens bei Einladungen ausgeschöpft wird...
Die Zeit wird kommen, wo ich meine Faulheit wieder richtig feiern werde und nur noch den eigenen Dreck, den vom Göttergatten (aber nur wenn er brav ist) und die Haare vom Haustier wegputzen werde.
Zum Glück besteht das Hausfrauendasein nicht nur aus Waschen, Putzen und Aufräumen. Die Gestaltung und Verwaltung so einer Heimstatt will gekonnt sein und macht sehr viel Spaß (behauptet zumindest mein Ehemann).
Von der Hausfrau zum Hausmütterchen... wie soll das denn nun schon wieder zusammengehen. Hausmütterchen; das muß man(n) sich so richtig auf der Zunge zergehen lassen, vor allem das... chen....
Alles immer schön klein machen, verniedlichen, damit es ja nicht gefährlich werden kann. So eine Alte (ist auch eine Junge gemeint) ; ob Mutter oder nicht; die weiß doch was vom Leben; der macht doch so schnell niemand noch was vor. Meine Vision von der magischen Großmutter, vielleicht mit einem Enkel auf dem Schoß, sieht da völlig anders aus. Diese Frau, die ihr ganzes Leben Verantwortung für sich und ihre Familie getragen hat, sich womöglich noch ehrenamtlich um Kranke oder Nachbarn gekümmert hat, Freundschaften gepflegt, das ganze soziale Programm halt, weiß wos lang geht, ist eine Hausmutter ersten Ranges und sollte als solche geachtet werden. Und wenn jetzt eine( r) daherkommt und sagt, daß Hausmütterchen halt so nett klingt, dann Gnade ihr (m) die Holle*, weil die hetz ich dann auf diese Person und Holles spitze Hausfrauenzähne... au Backe... !
Ich weiß von was ich rede, denn mit der Kraft von alten Hausmüttern ist nicht zu spassen. Die pflegen ja auch den guten Umgang mit den
Hausgeistern, unterhalten sich mit ihnen und schrecken nicht zurück sie in ihre Schranken zu verweisen, wenn sie es mal wieder zu doll treiben. So ein großer Haushalt will gesegnet und behütet sein. Aus den Märchen kenne ich sie noch; die Hausschlange;die Erzählungen vom Natterkrönlein. Wie die Magd oder die Hausherrin ihr täglich die Milch bringt, wie der Bauer das sieht, die Schlange vertreibt oder sogar tötet und ab da Glück, Gesundheit und Wohlstand von Haus und Hof weichen. Daß eine Schlange einmal für das Wohl von Menschen, Familien
und Sippen zuständig war, muß schon sehr lange, wirklich sehr lange zurückliegen. Aber diese Vorstellung, im östlichen Teil Europas übrigens noch lebendig, gefällt mir ausgesprochen gut. Diese Verbindung von Frau und Schlange kennt den Begriff der Erbsünde nicht und beleuchtet den Aspekt der Hausfrau als Priesterin sehr genau. Na ja, mir gefällts ; und auf so einen Hausaltar, auch wenn´s nur ein klitzekleiner oder unsichtbarer ist, (hat übrigens noch keiner wahren Hausfrau geschadet, vielleicht eher dem ein oder anderen uneinsichtigen Ehemann), kann Frau dann das Schälchen Milch stellen.
Ich selbst bin zuerst Frau... Mutter... staatl. gepr. Atem. -Sprech. u. Stimmlehrerin... Gesangspädagogin... Hausinordnunghalterin... oft Köchin.. Ehefrau... Freundin... und dann? Eigentlich fühle ich mich ja ganz anders; als Singende... Tanzende... Lachende... Liebende... Träumende... Zaubernde... die Aufzählung könnte so ewig weiter gehen und traurige Zustände gehören selbstverständlich auch dazu.
Ob das aber alles so zusammengeht im Bild der Hausfrau, ob ganztägig oder Teilzeitberufstätig, mit oder ohne Mann, mit keinem, einem oder ganz vielen Kindern, mehr oder weniger Geld. Ein neues Bild träumen... mit allen Unterschieden und Gemeinsamkeiten die es im Leben nur haben kann? Mein größter Wunsch wäre dabei vor allen anderen, keine "besser oder schlechter Theorie" mehr zu verbreiten; eine" gute Hausfrau und Mutter" ist nur die, welche...
Wenn Wünsche wahr werden... ich laß mich überraschen.
Susan-Barbara
1* Xanthippe war die Frau des griechischen Philosophen Sokrates.
Zu Unrecht Inbegriff des zänkischen und launenhaften Eheweibes.
2* Frau Holle, welche im Märchen die Betten schüttelt, so dass es auf der Erde
schneit. Eine alte nordische Göttin des Lebens und Sterbens, Begleiterin über den Tod
hinaus; bekannt auch als Frau Hulda, Holde, Berta, welche sich vor allem den verstorbenen, ungetauften Kindern annimmt. Lebt in der unteren Welt, im Paradies. Da gibt es Essen in Hülle und Fülle. Hauptsächlich aber Äpfel und Brot.