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Susan-Barbara Hofer
Meine Putzfrau

Montags gehe ich richtig gerne in die Arbeit und das nicht nur, weil mein Tag in der Praxis gegen 13 Uhr schon wieder zu Ende ist. Wenn ich nach getaner Arbeit nämlich nach Hause komme blinkt und blitzt es mir, vor lauter Sauberkeit, schon von weitem entgegen. Ein wunderbares Gefühl durchflutet mich dann und das Leben ist in diesem Moment leicht und gegen Widrigkeiten gefeit. Der Raum für die Nachmittagsgestaltung erscheint mir riesengroß und das schlechte Gewissen wegen ungewischtem Küchenboden kann gar nicht erst Fuß fassen. Montags um 8Uhr kommt nämlich Susi zu uns und reinigt unsere Heimstatt in ganz vorbildlicher Weise und das alles in nur 4 Stunden. Sie bewältigt in dieser relativ kurzen Zeit 3 Badezimmer, jede Menge Holzböden, einen 3stöckigen Hausflur und je nach Notwendigkeit alte, ziemlich monströse Fenster. Das tut sie sehr sorgfältig, obendrein schnell und liebevoll. Sie arbeitet mit offenen Augen, weiß was zu erledigen ist, achtet unsere Art das Haus einzurichten und bringt den Dingen den nötigen Respekt entgegen.
Ich weiß wovon ich rede, wenn ich voll des Lobes für Susi bin. Es gab Zeiten, da musste ich vor jedem Putztag eine Liste erstellen, was überhaupt zu säubern angesagt war. Auch das Gefühl die Putzfrau überfordert zu haben beschlich mich, wenn sie nach getaner Arbeit fix und fertig, schwitzend und außer Atem vor mir stand, um sich zu verabschieden. Das Saubermachen ... vielleicht doch nicht so ohne wie alle Welt immer tut?
Als vor 12 Jahren, nach der Geburt meines vierten Kindes, der Entschluss feststand, mir beim Reinemachen Hilfe zu suchen, war es wie eine Offenbarung.
Die bösen Blicke und auch manchmal Worte, wenn die Kinder nach der Staubsaugerorgie zum wiederholten Mal mit Sandschuhen und einer Breze in der Hand durch‘s Wohnzimmer rannten. Die schlechte Laune, wenn das Badezimmer am Wochenende nach Säuberung verlangte, aber viel lieber der Lust nach einem Familienausflug und rumtrödeln nachgegeben werden wollte. Damit war auf einmal Schluss.
Eine neue Lebensqualität hatte in unseren Familienalltag Einzug gehalten, nämlich eine sichtlich entspanntere Mutter.
Dass so eine Bereicherung an Komfort ihren Preis hat, war mir natürlich klar. Umso mehr war ich überrascht, für wie wenig Geld die Frauen bereit waren(es ja oft immer noch sind)hier bei uns auf dem oberbayrischen Lande, fremde Putzarbeit zu leisten. Besonders in Akademikerkreisen ist der Sport:“wer hat die billigste Putze“, sehr beliebt.
(allein schon der Ausdruck Putze. Einfach ekelhaft. In Frankreich heißt es wenigstens femme de menage, zu deutsch Frau für den Haushalt)
Sogar von Freundinnen musste ich mir anhören, dass mein Entgelt wohl etwas überhöht wäre und sie dafür lieber selber zum Putzlappen greifen würden.
Entsetzen breitete sich in mir aus, über so viel Missachtung und Minderbewertung einer grundlegenden, und vor allem wichtigen Tätigkeit gegenüber.
ok, ich gebe es zu; natürlich muss frau oder mann es sich leisten können, Geld für etwas auszugeben, was frau oder man ja auch selber könnte.
Trotzdem, für mich ist Saubermachen eine Dienstleistung wie viele andere auch und nur deshalb, weil sie die meisten Hausfrauen im Unsichtbaren und ohne Bezahlung tun, nicht weniger wert.
Morgen ist wieder Montag und unser Haus ist nach einem kleineren Geburtstagsfest von Jonas und acht Übernachtungsgästen in einem Zustand, der Wasser und Putzlappen vertragen kann. Auch noch nach 12 Jahren Putzfrauerfahrung honoriere und wertschätze ich die Tätigkeit des Saubermachen‘s, weil ich weiß ja schließlich, wie viel Arbeit sie macht und wie unser Wohlbefinden von ihr abhängt.
Einen schönen Abend ... Tag
Susan-Barbara