Stefanie Schulte-Rolfes zum Thema: Schönheit muss von Innen kommen! Der blaue Himmel mit selbstgemachten Wolken verdeckt Sie ist eine Frohnatur. Vieles in ihrem Leben konnte sie zu einem endlosen, zeitlosen Gewölk zusammenbrauen und mit einem guten Glas Wein einfach herunterkehlen. In ihren schmalen Hüften tobt ein unbändiges Flammen und Tanzen, wie es eine Tänzerin aus Rio de Janeiro beim Karneval zeigt. Harte, strenge und schwungvolle Bewegungen, gekonnt im Rhythmus ekstatischer Percussao. So bewegt sie an manchen Tagen ihren Unterleib, während sie Kartoffeln schält. Sie stellt sich vor, dass alle Frauen dieses Feuer in sich haben, schleudert das geschärfte Schälmesser in den Dielenboden und tanzt den Messerreigen. Feuer, Flamme, Possenspiel. Masken tanzen bei flackerndem Licht an den Wänden ihrer Phantasie. Routiniert lässt sie hüftenschwingend die Düse des Staubsaugers in jede Ecke der Räume fahren. Natürlich hatte sie entsprechende "Worldmusik" parat, um genau diese ausgelassene Stimmung in ihrem kleinen Hausfrauenleben, dass sie so satt hatte, zu spüren. Sie war ein einziges Bündel Kraft und Feuer, wenn die Musik zum Höhepunkt im Trommelwirbel versank. An den meisten Vormittagen beginnt zwischen 7.30 Uhr und 12.30 Uhr eine zähe, lustlose Phase voller Verpflichtungen. Oft wünschte ich mir, es wäre vorbei, dieses Leben im Stundentakt. Wozu sich in diesem kleinen Glück "toll alles im Griff, Kühlschrank voll" suhlen, während andere in Flutwellen und Hungersnöten versanken? Mikrokosmos-Makrokosmos vereint im katastrophalen Ist-Zustand! Es ist ja weit weg, aber die Sonne hat sich heut auch rar gemacht. Wie alt ist die Welt wirklich? Wie viele Stunden gehen in eine Suppenterrine? An den meisten Nachmittagen zwischen 14.30 Uhr und 18.30 Uhr beginnt eine zähe, lustlose Phase voller Verpflichtungen. Die Kinder sind plötzlich gewachsen. Einfach so, ohne große Anzeichen von Melancholie oder Vorhautverengungen. Keine Nierenenbeckentzündungen, trotz der ständig zu kurzen Pullover. Allen Warnungen zum Trotz haben sie nun den Führerschein und sich damit rar gemacht. Der Kleine geht allein ins Bett und putzt sich sogar die Zähne. Hab ich ihm das jemals vorgeschrieben? Ja, wahrscheinlich macht sich einfach meine gute Erziehung bemerkbar. Warum aber freut mich das denn nicht? Kaum bricht die Dunkelheit herein, hört sie sich eine Flasche Wein entkorken. Sie wählt von den vielen CDs, Astor Piazzollas "Libertango" aus und lässt das Bandoneon erst leise, dann immer lauter spielen. An manchen Abenden spürt sie in ihren schmalen Hüften ein unbändiges Feuer. Sie stellt sich vor, dass alle Frauen dieses Feuer in sich haben, schleudert das Glas auf den Dielenfußboden und tanzt den Scherbenreigen. Alles was sie kann ist Tanzen. Sie tanzt so gut, so frei, so weltumschlungen leidenschaftlich. Sie tanzt aus ihrer tiefsten Wut, aus ihrem schönsten Traum, aus einem irren Lachen. Sie wirbelt und dreht sich und versinkt in endloser Selbstvergessenheit. Tränen lachen aus ihrem Gesicht. Der Tango Nuevo wollte nicht nur die Trauer tanzen, sondern auch Freiheit. Sie ist eine Frohnatur. Vieles in ihrem Leben konnte sie zu einem endlosen, zeitlosen Gewölk zusammenbrauen und mit einem guten Glas Wein herunterkehlen. |
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