Stefanie Schulte Rolfes Staatsfeind Nr.1 "... Es war eine wunderbare, nie gekannte Empfindung, ein Gefühl der Losgelöstheit und grenzenlosen Freiheit. Nichts was ihn je belastet und bewegt hatte, konnte ihn nun noch erreichen. "Mondenkind", flüsterte er, "ist das nun das Ende?" "Nein", antwortete sie, "es ist der Anfang." "Wo ist Phantasien, Mondenkind? Wo sind die anderen alle?" "Phantasien wird aus deinen Wünschen neu entstehen, mein Bastian!"..." Die unendliche Geschichte war für mich ein lang ersehnter Balsam fürs Gemüt, als ich sie vor etwa 16 Jahren las: mit dem ersten Kind hochschwanger das "Leben" und die Welt mit 4 Augen neu betrachtend. Schon damals gab es hitzige Debatten über Erziehung, Bildung und Frauenrechte - und jede Menge kluger Erziehungsbücher darüber. Was den Politikern zu diesem Thema einfiel war nicht Entlastung sondern Entmachtung von Frauen und stand im Widerspruch zu deren Familienkonzept. Die Statistiken sprachen für sich. Da war von großer sozialer Armut die Rede, von Hyperaktivität und anderen neumodischen Krankheiten, von verschwiegenen Selbstmordraten, von Missbrauch und Gewalttätigkeiten im Kleinkindalter usw. Die "riskante Lebensform Familie" wurde leider durch erschreckende Bilder bestätigt. Ich habe mich gefragt, woran es denn läge, dass wir familienpolitisch und frauenpolitisch einem selbstmörderischen Wandel unterliegen, warum die Kinder immer noch nicht gefragt werden oder gefragt sind. Nicht um überholtes Emanzipationsdenken, sondern um die Natur der Frau und Mutter ging es mir. Frauen waren immer in der Lage zu sorgen und zu nähren. Die wesentlichen Grundbedingungen aber schienen uns nicht mehr akzeptabel. Wir sollten ein glühendes Differenzierungsvermögen besitzen, um unser "anders sein", das "weiblich sein", gegen die Medienmacher durchzusetzen. Ich will nicht auf parteipolitische Debatten hinaus, auf Mitspracherecht in allen Gremien, auch nicht auf Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Berufsalltag oder Ganztagesbetreuungsplätze und Schulbildung. In der Unendlichen Geschichte von Michael Ende breitet sich dass NICHTS aus und zieht sich feuchtneblig zusammen zu einer immer größer werdenden Finsternis. Die "kindliche Kaiserin" droht zu sterben und damit auch das Land der Phantasie. Sie ist allein in dieser bösen, feindseligen Welt. Nur der kleine Junge Bastian als einzig möglicher Retter gräbt nach vergessenen Bildern und muss ein Abenteuer nach dem anderen bestehen, um der Phantasie - und damit der kindlichen Kaiserin - das Leben zu retten. Wer rettet UNS? Wer rettet die Kinder vor dem Erstarren in einer technisierten und vom Fernsehen geprägten Welt? Wo sind die Geschenke aus Menschlichkeit? Wer hilft der kontraproduktiven Entwicklung, dass Gefühle und Menschlichkeit immer mehr verstaatlicht erfahren werden und jeglichem Schutz innerer Schonräume, die nur Mutter oder Vater durch ihr Gemeinschaftsgefühl bieten können, beraubt werden? Alles wird gut, dessen bin ich mir ganz sicher, aber nur wenn wir nicht unmündig werden und uns für jene Freiheit entscheiden, die wie eine ferne Stimme zu vernehmen ist. "Wir können es vielleicht nicht verhindern, dass diese Schöpfung eine Welt geworden ist, in der Kinder gemartert werden, aber wir können die Zahl der gemarterten Kinder verringern. Und wenn wir nicht dabei helfen, wer soll es dann tun?" (A. Camus) Die Stimme, von der ich eben sprach, die genau so manchmal in der Ferne zu hören ist, sähe ich gerne laut und lauter. Nicht für jene, die sich sowieso immer ganz sicher sind, sondern für die Kinder und die mit Sorgen beladenen Mütter, als Anstoß für jene Mütter, die gleichgültig geworden sind und sich keine Fragen mehr stellen. "Was braucht der Mensch?" "Was ist der Mensch?" Ich denke, wir alle leben immer mehr, ohne es bewusst wahrzunehmen, in einer Unselbständigkeit und Manipulation, die regelrecht zum Himmel schreit. Wir leben in einem seelenlosen Konstrukt von Wirtschaftlichkeit und Funktionalität, worunter nicht nur unsere Kinder leiden, sondern auch andere sensible Lebewesen. Die Verzweiflung über den seelischen Notstand unserer Welt klage ich an. Klopfen wir doch einmal an, aber von innen. Sich einmal schaukeln lassen, in die Wolken schauen. Weg vom Automatismus, der uns alle krank macht. Endlich mal wieder ZEIT haben, mal wieder "Danke" sagen und lächeln, den Kindern zuwinken und einfach NICHTS tun. Wie schwer fällt uns das? Mal wieder "Siesta machen", eine Beschaulichkeit ausstrahlende Kerze anzünden. Oder auch ruhig mal weinen und den Schatten entlarven, der uns leichten Fußes folgt. (Welches Raubtier will uns innerlich zerfleischen?) Rotz und Wasser heulen und nicht die anderen sehen, sondern sich selbst: klar, liebevoll, bewussten Blickes. Sich trösten mit Koseworten, Zärtlichkeit, Zuwendung, alles Feinheiten, die ein Kind wie Atemluft benötigt - gleich ob es unvermittelt oder wohl begründet losheult. Dann stellen wir uns die Frage: Wo bist du? Das sind die Bilder, wonach Bastian, der Junge aus der Unendlichen Geschichte, gräbt. Er ist ebenfalls verzweifelt und begegnet all den seltsamen Monstern des "NICHTS" und wird verführt, zu all den Verlockungen seiner bequemen, aber langweiligen Welt zurückzukehren, es sich einfach und bequem darin zu machen. Zugestanden, Geld für Wohlstand, Sicherheit und Rückhalt, das eine erhebliche Rolle spielt, liegt nicht auf der Straße der Phantasie und auch nicht hinter der Tür, die sich automatisch öffnet, wenn wir rechtschaffen suchen. Aber was BRAUCHT der Mensch? Was benötigt er wirklich? Schicke Klamotten? Fitness? Das neuste Auto? Ein Wasserbett? Mehrere Fernseher und/oder PCs? Ein eigenes Haus? Ein gutes Gewissen? Eine kleine Nachtmusik? Auch mal Kinder? Und: Was müssen wir dafür leisten? Lange, harte Arbeitsstunden bei gründlich verhassten Jobs nehmen wir auf uns und alle halten dies für normal, Wahrnehmung gleich null. Zurück zur Lebensart, zu meinem rebellischen Festhalten an der Schönheit dieses Planeten und dem Drang, mich nicht in eine Tretmühle zwingen zu lassen, die alles gehorsam abarbeitet, was lebenswichtig sein soll. Als der Arzt mir damals eher sorgenvoll mitteilte, dass ich schwanger sei (ich war "erst" 25, hatte knallrote Haare und trug eine abgewetzte indische Jacke), bin ich von dem grässlichen Stuhl aufgesprungen und habe ein richtiges Freudentänzchen veranstaltet. Später an der Bushaltestelle dachte ich, jeder könnte meine Freude und mein inneres Glück sehen, denn mein Lächeln wurde auf geheimnisvolle Weise erwidert. Wahrscheinlich war es nur das Lächeln in mir, das ich auf die Gesichter anderer projezierte. Im Supermarkt gab es zwar kein Stück Butter extra, aber mein Einkaufswagen war rappelvoll. Leider begann hier die Realität. Ich hatte zu wenig Geld! Kampfstellung nannte ich von nun an mein tiefes In-den-Bauch-atmen, schnappte nur die Milchtüte, ging aber stolz und strotzend vor Mutterglück meinen Weg. Es begann eine ruhige und schöne Zeit, denn ich wusste von den pränatalen Auswirkungen auf das Leben unter meinem Herzen. Bücher über alternative Geburtsmethoden und Hausgeburten stapelten sich. Ich verzichtete auf Zigaretten und trank höchstens ein Gläschen Rotwein. Es war nicht einmal ein wirklicher Verzicht, es war Liebe. "Ego-Abbauarbeiten" nannte ich solche Vorgänge, was auf andere eher eine abschreckende Wirkung gehabt haben mag. Auf gar keinen Fall wollte ich etwas anderes als schwanger sein. Niemand konnte mir mit Weltuntergangsvisionen zu nahe rücken. Ich schaffte Tageszeitung und weitere Horrornachrichten ab und bereitete einen roten Teppich für Glück und Zufriedenheit. Mitten im Kohlenpott und ohne Perspektive war ich rundum frohgemut und beseligt. I was on the Sugar Mountain. Ich fühlte die Verantwortung, aber ein Gefühl des Getragen-werdens hob mich von der Erde, meine Füße wurden leicht, obwohl ich langsam an Gewicht zunahm. Nein, nein, Kinder plant man vor dem Hausbau nicht einfach mit ein wie einen Inventargegenstand, den man nur gut versichern muss, um sorgenfrei und glücklich zu werden. Kinderwunsch hin, Kinderwunsch her, man kann das Leben nicht von der Liebe trennen. Es gab und gibt Kulturen, die frei waren von neurotischen Fragen nach einem Sinn des Lebens, weil sie nicht von der Notwendigkeit ausgingen, dass sich das Leben rechtfertigen müsse. Die Frau hat durch ihr Privileg, Kinder bekommen zu können, einen instinktiven Impuls zu nähren und zu pflegen - und ein spezifisches Gefühl nicht nur für die Abschnitte des werdenden Lebens, sondern auch für den Wert jedes einzelnen Wesens. Diese Instinkte scheinen mir verschüttet in der heutigen Zeit oder bin ich vielleicht auch nur von Gestern? Vielleicht bin ich aber auch von Morgen. Eine derjenigen Stimmen, die so notwendig für ein harmonisches Zusammenleben einer sich mehr und mehr kantig zeigenden Gesellschaft erhebt. Meiner Erfahrung nach, werden in unserer Kultur Frauen und Mütter ausgegrenzt. Das Leben mit Kindern wird dadurch zur Einzelhaft. Die Wirklichkeit und Weisheit anderer Kulturen, in denen die Familie an erster Stelle steht, macht uns diesbezüglich zu einem Entwicklungsland. Das Leben und dessen Sinn darin besteht eben nicht nur aus beruflichem Erfolg, gesellschaftlicher Anerkennung und persönlichem Wohlstand. Die zwanghafte Vorstellung, alles ließe sich planen, macht die Hausfrau hierzulande zum Staatsfeind Nr.1. Es ist nicht kalkulierbar, wann und in welchen Konstellationen Kinder in unser Leben hereinplatzen. Wir gehen mit jedem Kind das Risiko unvorhersehbarer Ereignisse ein. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum sich viele Paare von vornherein für Sterilisation entscheiden. Selbst wenn ein geplanter Kaiserschnitt den Geburtstermin bestimmt und im chronisch vollen Kalender eingetragen wird, kann auch hier ein Risiko um die Lebenspläne mit dem Kind nicht ausgeschlossen werden. Erschreckend ist auch die Entmündigung in bezug auf die Art und Weise, wie wir unsere Kinder zur Welt bringen. Was sich u.a. in der hohen Säuglingssterblichkeit in deutschen Krankenhäusern niederschlägt. Sicherlich, auch hier sind viele Fortschritte gemacht worden. Z.B. "Bonding", das sich-aneinander-binden, wenn das Kind gerade geboren ist. Viele Untersuchungen haben bestätigt, dass gerade bei Frühgeburten die Wärme und der Herzschlag der Mutter einen Brutkasten ersetzen kann. Nicht nur Schlaf und Nahrung, sondern auch liebevolle Berührung und Blickkontakt sind überlebenswichtig und beugen seelischem Ungleichgewicht vor. Also meine Forderung: BONDING für alle! Das UR- Vertrauen und die Eigenverantwortlichkeit ist aber in die Hände von Schulmedizinern gelegt worden und dies beängstigt nicht nur Frauen. Wir Frauen haben den Pfad der Intuition verlassen, aber unmittelbares Gewahrwerden ist ebenfalls wertvolles Wissen. Es wird höchste Zeit, dass wir uns die Domäne des Gebärens wieder erobern. Etwa Kinderkrankheiten: Sie werden einfach unter Ausschluss alternativer Heilpraktiken unter ärztlicher Anleitung therapiert. Kindern wird nicht mehr zugestanden, in sich durch Selbstbekämpfung mit Krankheiten zu wachsen, Immunkraft und Körperbewusstsein zu trainieren - und dies nach frei gewähltem Zeitplan. Nichts ist in den Augen vieler Eltern schlimmer als Arbeitsausfall durch die 3 bis 6-wöchige Pflege eines an Masern erkrankten Kindes. Da reichen schon Windpocken oder ein 3-Tagefieber, um den Arbeitsrhythmus vollends aus den Angeln zu heben. In der "Deutschland AG" werden Betreuungsangebote rund um die Uhr vorgeschlagen. Oder wer pflegt bei ihnen zu Hause ein krankes Kind? Wer kümmert sich darum, dass der Tee schön warm ist und die Wärmflasche bereit liegt? Natürlich ist die Unsicherheit groß, wenn der Arzt erst einmal Antibiotika (= gegen das Leben) verschreibt. Das wollen wir dann doch nicht: unsere Kinder gleich vergiften. Aber was tun wir? Natürlich sind wir verunsichert, wenn 1 von 1000 Kindern an Meningitis stirbt, natürlich hören wir uns die Impfkampagnen der Ärzte an. Wer ist schon so gut informiert und hat einschlägige Literatur über dieses Geschäft mit der Angst gelesen? Wer will schon riskieren, dass ein Kind an einer normalen Kinderkrankheit stirbt? Wir riskieren lieber die Folgen von Impfschäden, die eigentlich nie zum Aufklärungsthema in Arztpraxen werden. Unsere jetzigen Lebensverhältnisse basieren auf einem doppeltem Einkommen. Wir können zwar den Urlaub an Hand der Zahl der Urlaubstage exakt planen, aber zwischendurch ist nicht viel drin. Alleinerziehende sind doppelt gestraft, wenn sie nicht gerade liebevolle Großeltern in der Nähe wissen. Sie haben kaum die Chance, ein vernünftiges Einkommen zu erzielen, geschweige denn, Urlaub zu machen. "Kinder gefährden die Existenz" wird immer deutlicher. Das kann es doch nicht sein. Das schreit doch alles zum Himmel, dass meine ich sogar wörtlich: "Hoch am nächtlichen Himmel zog ER über der Silberstadt und dem Tränensee Kreise und ließ seine Glockenstimme ertönen. Es war ein Lied ohne Worte, die große, einfache Melodie des reinen Glücks. Und wer sie hörte, dem öffnete sich das Herz." (Die unendliche Geschichte) Was veranlasst uns bloß, den Himmel zu vergessen, und die Erde gleich dazu? Sind wir nicht auch sehnsüchtig und voller Träume? Lasst uns doch wieder einmal nach oben schauen. Liegt dort nicht ein unendlicher Trost inmitten des riesigen Universums? Wenn wir die Erde und das gesamte Universum wie die Naturvölker wieder als unsere Mutter erleben, fühlen wir uns dann geborgener? J. Campbell sagte: "Die Geborgenheit, die ein Kind durch seine Mutter erleben kann, ist das vollkommene Land der Seligen." Junge Frauen und Mütter mit Kinderwunsch werden nicht geschult und nur unzureichend aufgefangen in einer Gesellschaft, in der nur Karriere und Geld zählen. Alles wird in die Hände einer wohl organisierten Apparatur gelegt, die sich anonym "Staat" nennt. Oder wer kocht bei ihnen zu Hause die Suppe? Was passiert an den Küchentischen, wenn es statt eines HappyMeals eine warme Suppe gibt? Worüber sprechen wir bei Tisch, was machen wir zum Thema? Kommt plötzlich Ruhe auf? Beten wir wieder einmal? Sind wir wirklich zusammen? Suppe kochen braucht Zeit, braucht Feuer, braucht Zutaten, braucht Geschmack. Das schafft man nicht in 10 Minuten, auch nicht in 20. Überhaupt braucht Kochen Zeit. Zeit, die wie die Liebe durch den Magen geht. Wer kocht bei ihnen zu Hause? Der Staatsfeind Nr.1, die Hausfrau, hat ja so viel Zeit zum Kaffee trinken. Sie legt die Füße hoch und telefoniert. Sie verbündet sich mit anderen Staatsfeinden und spinnt ein gefährliches Netz gegen die Resignation und die Einsamkeit. Spielen ist ihre Passion und rumalbern auch. Ab und zu liest sie sogar staatsfeindliche Märchen vor (Frau Holle?) und warnt die Kinder vor zu viel Fernsehen. Sie singt abends kleine Liedchen vom Mond und vom "Behütet sein". Statt Paracetamol verabreicht sie Bachblüten und Kräutertee. Die armen Kinder dürfen auch öfter in den Wald, müssen dann aber leise sein wegen der Tiere, das sind nämlich Mamas Freunde. Die Kinder, die sich nicht mit 3 Jahren altersgemäß unserem kinderfeindlichem System unterordnen müssen, dürfen zu Hause bleiben und lange schlafen. Sie können den ganzen Tag verplempern und malen und spielen und träumen. Sie brauchen nicht parieren sie können probieren. Ganz normale Lebensgefühle wie Freude, Trauer, Liebe, Glücksgefühle werden ganzheitlich erlebt ohne Gruppenzwang und ohne künstliches pädagogisches Einwirken. Natürlich hat Staatsfeind Nr.1 ebenso wie LohnempfängerInnen mit Kindern oft ein schlechtes Gewissen. Das muss man heutzutage haben, automatisch. Denn Nur-Hausfrauen erziehen ihre Kinder angeblich zur Unmündigkeit und durch Überbehüten zur Lebensuntüchtigkeit. Man wird als altmodisch und antiquiert abgetan. Aber das sind nur fadenscheinige Behauptungen. Die eigentliche Bedeutung unseres "Humankapitals" wird vergessen. Ich fordere schon lange ein Recht auf Mütterlichkeit und somit einen Lohn für das Management Familie. Über das schlechte Gewissen aushäusig berufstätiger Mütter ist auch schon viel gestritten worden. Sie werden oft als Rabenmütter bezeichnet, von denen wir allerdings aus ornithologischer Sicht noch vieles lernen könnten. Leider sind Frauen heutzutage gezwungen, ihr Selbstwertgefühl durch Aneignung männlicher Werte zu erlangen. Viele Frauen haben im Schoß der Familie gelernt, Mutterschaft für wertlos zu halten. In einem System der Anpassung und der Gleichmacherei kann niemand mehr so recht mit dem Wörtchen Liebe umgehen. Was jahrelang als übergreifendes pädagogisches Konzept galt, nämlich Einzelne zu fördern und Begabung und Talent zu unterstützen, wird momentan zu einem quälenden schulpolitischen Schwachsinn ausdebattiert. Wer sind wir denn? Was wollen wir? Kinder? Kinder, was wollt ihr? Ich weiß, ich befinde mich hier an der Schwelle zu fundamental starken Protesten und am Rand einer unergründlichen Lust des Verweigerns. Staatsfeind Hausfrau eben! Aber ich sehe doch auch, was ich durch meine 24-stündige Bereitschaft für kleine und größer werdende Menschen leiste, die keine Nebenprodukte sind, sondern meine Kinder. Wo sollen wir auch hin, mit all den Eigenbrödlern, die mit Muse beim LEGO oder Klötzchen bauen vielleicht ein neues Auto oder fremdartige Architektur ersinnen. Die stundenlang damit beschäftigt sind, Insekten oder Kleeblätter unter die Lupe zu nehmen, sich Perlenarmbänder in den schrillsten Farben weben, oder tiefe Löcher graben auf den verbleibenden 6 Quadratmetern Vorgarten, um einen hypothetischen Schatz zu finden? Wo sollen wir denn überhaupt hin, mit lebensbejahenden und neugierigen Kindern, die nicht nur Fragen stellen, sondern auch noch eine (für sie) verständliche Antwort erwarten? Wozu brauchen wir noch Müßiggänger? Leistung und Kontrolle sind oberstes Tribut. Dazu fällt mir der Satz von Pearl S. Buck ein: "Kinder die man nicht liebt, werden zu Erwachsenen, die nicht lieben." Eine Dunkelziffer von Missbrauch an Kindern, eine Dunkelziffer von Gewalt und Selbstmordraten. All das macht mir Angst. Angst frisst einen aber von innen, dieses Gefühl der Macht- und Hilflosigkeiten hält den Automatismus der Fremdkontrolle aufrecht und unsere Unselbständigkeit in Schach. ""Wohin denn wir?", fragt dann wieder die ferne Stimme. ... Und es würde in alle Ewigkeit so fortgehen, denn es war ja ganz unmöglich, dass sich am Ablauf der Dinge etwas ändern würde. Nur er allein, Bastian, konnte eingreifen. Und er musste es tun, wenn er nicht selbst in diesen Kreislauf eingeschlossen bleiben wollte. Ihm kam es so vor, als habe sich die Geschichte schon tausendmal wiederholt, nein, als gäbe es kein Vorher und kein Nachher, sondern als sei alles für immer da. Fast besinnungslos schrie er plötzlich: "Mondenkind, ich komme!" Im selben Augenblick geschahen mehrere Dinge zugleich. Die Schale des großen Eises wurde von einer ungeheuren Gewalt in Stücke gesprengt, wobei ein dunkles Donnergrollen zu hören war. Dann brauste ein Sturmwind von fern heran." (Die unendliche Geschichte). Gesegnet seien die Großeltern, ohne die viele Familien nicht zu einem doppelten bzw. allein erziehende überhaupt zu einem Einkommen kämen. Auch hier wieder ein soziales Netz, das im Unsichtbaren gesponnen wird. Das Rudel, die Basis wird hier gefördert ohne Staatsmittel. Eine Solidarität, die zwar still, aber dennoch mit wunderbaren Mächten ausgestattet ist. Hier wird ein zwar leises, aber beständiges Urgefühl der Wurzeln erspürt und wie ein Feuer gehütet. Wenn Frauen sich dem aktuellen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Disput wirklich stellen wollen, müssen wir unser Herz sprechen lassen. Vielleicht kann man bald Kinder außerhalb des Mutterleibes züchten und Eizellen werden zu einem teuren Produkt und unter Maffiamethoden gehandelt. Müssen wir nicht schnellstens eine Bestandaufnahme unserer Werte machen? Ich bin keine perfekte Mutter, sondern ein Mensch mit Träumen auf der Suche nach Frieden und Spiritualität. Der oft zitierte Satz "Der Weg ist das Ziel." bedeutet auch Verzagtheit und Schwermut, Trauer und Angst. Es ist eben nicht immer lustig. Welcher Job macht schon über Jahre gesehen ständig Spaß? Mutter sein ist eine große Herausforderung und wird nicht entlohnt. Wir sind nicht bezahlte und unbezahlbare Hilfs- und Arbeitskräfte. Ganz klar, da muss etwas passieren. Solange Menschen kalkulieren und das "Kinder HABEN" nur als vorübergehende Notwendigkeit in ihr Leben einbeziehen, werden sich hier nie Schwerpunkte ergeben, und es wird nie ernsthaft darüber disputiert, wie ein solcher Lohn zustande kommen könnte. Wann wagen wir endlich den Aufstand? In einem griechischen Dorf verweigerten über 2 Jahre lang Frauen jeglichen sexuellen Kontakt, bis die Männer schließlich eine dringend notwendige Wasserleitung bauten. Das sind sympathische Geschichten. ""Was ist das, Mondenkind?" "Ein Sandkorn", antwortete sie. "Es ist alles was von meinem grenzenlosen Reich übrig geblieben ist. Ich schenk es dir."' Kinder sind Geschenke des Himmels. Das müssen wir endlich begreifen. Klopfen wir noch einmal von innen an. |
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