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Margot Tarisch

Hungrige Wölfe


Heute habe ich in der Zeitung einen kleinen Artikel gelesen, eigentlich ein paar Zeilen nur.
Eine Familie, Mann und Frau mit einem sieben Monate alten Baby wurden abgeschoben. Nicht zurückgeschickt in ihr Land, sondern nur aus einem Asylantenheim hinaus geschmissen, da dieses Land einfach beschlossen hat, es spart jetzt. Es will das Heim auflösen, und nun wird aufgelöst. Die Leute müssen weg.
Also kam ein Beamter, halt ein Angestellter, zu der Familie und sagte ihnen sie müssen gehen. Mann und Frau waren sehr erstaunt. Warum wohl?
Sie fragten: " Haben wir etwas falsch gemacht?“
Der Beamte sagte: "Nein, aber wir schließen dieses Heim.“
Und wieder fragten sie: "Wo sollen wir den hin mit unserem Baby. Wir sind arm, wir haben nichts.“
Der Beamte schaute sie an und sagte: "Dann geht auf die Straße.“
Er ließ sie ihre paar Habseligkeiten packen, schickte sie hinaus auf die Straße und schlug die Türe hinter ihnen zu. Sie gingen, verschreckt, traurig, hilflos und hoffnungslos weg. Wie sie so dahin gingen, sie wussten nicht wohin, veränderte sich ihre Hilflosigkeit und Traurigkeit in Wut und Zorn. Eine große Menge Energie setzte sich in Bewegung, denn sie wollten Leben. Es fand eine Verwandlung statt. Sie waren brave Menschen gewesen, jetzt wurden sie zu Wölfen, zu hungrigen Wölfen. Wie sie so weiter gingen trafen sie immer mehr Wölfe. Bald war es ein richtig großes Rudel hungriger Wölfe mit viel Angriffslust, denn wie sollten sie sonst überleben.
Der Beamte ging am Abend nach Hause in seine warme Wohnung. Er schaltete den Fernseher an, schenkte sich sein Bier ein und sah die Nachrichten. Aber es gefiel ihm gar nicht. Er sah Menschen die sich aufführen wie ein Rudel Wölfe und es ekelte ihn. Angewidert schaltete er um. Er wollte schließlich nach einem harten Arbeitstag etwas schönes, liebliches sehen, eine heile Welt halt. War dieser Mann in seinem Sessel schon so abgestumpft? Wo hatte er sein Gewissen, war es schon tot?
Ich könnte mir vorstellen, hätte dieser Beamte zu seinem Chef gesagt: "Das kann ich nicht machen, eine Familie auf die Straße stellen“, hätte vielleicht auch der Chef gedacht: "Ja, das kann man nicht machen“, und wäre zu seinem Chef gegangen. Vielleicht hätte auch dieser nachgedacht und wäre wieder zu seinem Chef, u.s.w. . Vielleicht hätte dann diese Familie und auch viele andere eine Chance bekommen. Ich bin mir sicher, sie hätten die Chance genützt, denn wir alle wollen doch nur eine kleine Sicherheit und ein bisschen Glück!