Io Salbrechter Telefone Ich liebe Telefone. Nicht zum Reden, das geht mir irgendwie auf die Nerven. Da finde ich Briefe oder seit unserer Internetanbindung Emails viel angenehmer. Da kann man überlegen bevor man lossprudelt. Aber zu Telefonen als Mitbewohner, da habe ich so eine besondere Affinität. In unserer ersten Wohnung stand da ein Telefon. So ein normales mit Wählscheibe. Das irritierte mich. Also ließen wir von der Post ein schnurloses Telefon installieren. Das konnte man damals nicht einfach in einem Geschäft kaufen. Das gab es nur bei der Post und man musste eine Miete dafür zahlen. Heute bekommt man für zwei Mietzahlungen bereits ein tolles Telefon zu kaufen!!!! Mir war das damals egal. Dieses Telefon gefiel mir. Es hatte nur ein paar gravierende Schwachstellen: Der Hörer war irrsinnig schwer. Der Akku war irrsinnig schnell leer. Manchmal fanden wir es nicht, wenn es läutete. Und außerdem läutete es auch, wenn niemand uns anrief. Die Frequenz war wohl nahe der des Telefons des Gasthauses ums Eck, also läutete es auch in der Nacht. Die Techniker der Post waren mit dem Problem überfordert. Diese wirklich ungemütliche Tatsache gab dann letztendlich den Ausschlag, dass wir uns von dem Apparat trennten. Als wir dann in Venedig auf Urlaub waren, verliebte ich mich: in ein Telefon natürlich (ich war ja verheiratet, wo denken Sie hin). Es war rund und flach und modern. Es hatte Tasten und vor allem: Es war knallrot. Wir kauften das süße Ding. Zu Hause begann ich sofort mit der Installation. Da postfremde Apparate in Österreich verboten waren, musste ich selbst Hand anlegen. Aber ein paar Kabel zusammenzudrehen verlangt ja kein Technikstudium. Jedenfalls klingelte unser rotes Telefon zum richtigen Zeitpunkt (nämlich wenn uns jemand anrief!). Es düdelte auf so eine nette Art. Ich freute mich. Bis zum ersten Sommergewitter. Eine Überspannung nahm ihm das Leben. Ich war wirklich fassungslos. So jung und schon hinüber.... Zur Geburt unserer Tochter schenkte mir mein Ehemann wieder ein Telefon. Das war so ein total altes: schwarz mit einer höhergesetzten Gabel, zum Wählen eine Scheibe... Er hatte es bei einem Altwarenhändler aufgestöbert. Ich installierte es höchstpersönlich (das ließ ich mir nicht nehmen) und es funktionierte!!! Das heißt, für die Anrufer rauschte es ein bisschen und es klang, als würde Apollo 13 einen letzten Notruf landen. Aber ich war wieder verliebt und hielt tapfer zu unserem neuen Familienmitglied. - Bis ich einmal von auswärts zu Hause anrief und arge Verständigungsschwierigkeiten hatte. Unser altes schönes Telefon wurde zum Ziergegenstand und wir kauften ein neues, supermodernes: schnurlos mit integriertem Anrufbeantworter. Einfach phantastisch! Mittlerweile gab es diese Dinger ja haufenweise zu kaufen. (Fast irgendwie langweilig...). Dieses Telefon hielt sich tapfer zwei Jahre lang. Es hatte einen hübschen Platz neben einer Topfpflanze. Leider bekam die Topfpflanze Läuse, die ließen ihr Sekret auf mein liebes Telefon tropfen. Ein Tropfen fiel durch die Lüftungsschlitze auf die Platine. Vorbei..... Eine Zeitlang hatten wir nun ein ganz ordinäres Posttelefon, aber meine Liebe zu Telefonen ließ sich nicht unterkriegen: Ich kaufte einen wundervollen Apparat mit riesengroßen Tasten (damit meine Oma ohne Brille wählen kann), aber das Glück währte nur eineinhalb Jahre. Dabei war es so herzig. Natürlich hatten wir in Kürze wieder ein schnurloses Telefon. Ach es war wirklich praktisch: Die Halterung ist an der Wand montiert, so Platz sparend. Und es hat auch eine Freisprecheinrichtung. Ich freute mich wirklich. Nur der Akku hat nie lange gehalten.... War immer schon nach einer Stunde leer. Irgendwie selbst für mich als Telefonfreak zu wenig komfortabel. Mittlerweile hatten wir ein Haus gebaut und kein Extra-Geld mehr für meine Telefongeschichten. Also musste wieder ein Posttelefon herhalten….Gott sei Dank hat meine Familie aber (wie, weiß ich nicht so genau) meine Zuneigung zu Telefonapparaten mitgekriegt und vor zwei Jahren bekam ich zu Weihnachten von meiner Lieblingscousine (ein wahrer Schatz) ein suuupermodernes Schnurlostelefon geschenkt. Es funktionierte einwandfrei, der Akku hielt ewig…. Ihr merkt - ich spreche schon wieder in der Vergangenheit. Das Telefon hatte nämlich so eine praktische Halterung. Mit der hatte ich es immer hinten an der Hose befestigt. So war ich nicht nur im Haus, sondern auch im Garten, im Schuppen, in der Garage, im Keller, im Hühnerstall… immer erreichbar. So praktisch, so fein… Aber vorigen Mittwoch war das Telefon plötzlich weg. Ich rief mich selber mittels Handy an. Es klingelte nirgends. Wir suchten (die ganze Familie). Im Haus, im Garten, im Schuppen, in der Garage, im Keller, im Hühnerstall… nichts. Ganz besorgt musste ich am Abend ins Bett gehen. Am nächsten morgen war unser Klo verstopft. Nicht lachen. Genauso war es nämlich. Mein schönes Telefon ist mir von der Hose ins Klo gefallen…. Wir haben wieder ein Posttelefon. |
||