Brigitte Hieronimus Der alte Mann auf der Mauer Schon von Weitem sieht er sie kommen. Er ist gerade mit der Gartenarbeit fertig geworden, legt die Harke beiseite, setzt sich erschöpft auf die Mauer und spürt die Wärme der Frühlingssonne durch seine dicke Arbeitshose. Sie sieht ihn nicht. Hält den Kopf gesenkt, während sie strammen Schrittes und mit angewinkelten Armen um die Ecke biegt. Heute trägt sie eine enge Hose, eine schwarze Sportjacke und ein rotes Tuch um den Hals. Gleich wird sie anfangen zu joggen. Erwartungsvoll schaut er ihr entgegen. Es begann ungefähr vor einem Jahr. Wegen einer Grippe kam er nicht aus dem Haus und stand deshalb gerne am Fenster. Da sah er sie zum ersten Mal. Mit roter Nase und Handschuhen lief sie an seinem Haus vorbei. Jeden Tag um die gleiche Zeit. Immer mittags. Sie war nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt. Als es ihm besser ging, versuchte er vorsichtig, seinen Garten wieder in Schuss zu bringen, merkte aber, dass er mehr Pausen als früher einlegen musste. So setzte er sich auf das niedrige Mäuerchen vor seinem Haus. Sie kam immer noch um die gleiche Zeit. Da sie meist zu Boden schaute, konnte er sie ungeniert betrachten. Ihr schmales Gesicht, den wogenden Busen, ihre langen Beine, überhaupt war ihr Körper großzügig modelliert. Es machte Lust, sie zu betrachten. Sein Bruder würde sagen, die darf man nicht lange fragen, die muss man auf der Stelle pimpern. Sein Bruder war ein ungehobelter Busche. Wer bei Drei nicht auf den Bäumen war, wollte gejagt werden, behauptete er. Manchmal bekam er so komische Anwandlungen und meinte, die Braut da, die ist so dämlich, der muss man es von hinten besorgen, die muss man rannehmen wie einen Köter und besinnungslos rammen. Und schlug sich dabei auf die Schenkel, lachte aus vollem Halse. Schon gut, klopfte sein Bruder ihm auf die Schulter, und entschuldigte sich, ich weiß ja, dass du ein ganz Zarter bist. Wann hast du eigentlich das letzte Mal deine Madame genagelt, he? Ja, wann? Daran konnte er sich kaum erinnern. Seine Frau war seit fünf Jahren tot, aber auch als sie noch lebte, war da nicht viel zu holen. Und vorher? Er war eigentlich immer schüchtern. Nur einmal, da hat er sich richtig was getraut. Damals, als er der Tochter seines Nachbarn Geigenunterricht erteilte. Sie kam zweimal in der Woche zu ihm, immer nach der Schule, und war ein munteres Ding von vierzehn Jahren. Er war gerade vierzig geworden. Nach einem halben Jahr konnte er nachts kaum noch schlafen, weil er nur an die roten Träger ihres BHs, die unter der Bluse hervorblitzten, dachte, und an die igelnasigen Brustknospen, die sich aufrichteten, sobald er hinter ihr stand, und sie lehrte, wie der Bogen zu halten sei. Er sog ihre junge Haut und den Duft ihrer Haare ein, spürte sein Herz gegen den Brustkorb hämmern. Wenn er nachts wach wurde, hielt er seinen Schwanz in der Hand. Eines Tages eröffnete ihm das schöne Kind, dass sie fort ziehen müsse. Der Unterricht war damit zu Ende. Als sie das Notenheft zuklappte, die Geige in den Kasten legte und sich wieder aufrichtete, fragte er mit zitternder Stimme, ob sie ihm einen Gefallen tun würde. Sie nickte und öffnete die Bluse. Seine Hände umschlossen zitternd ihre festen Kugeln, in seinem Mund sammelte sich Speichel, und dann kniete vor ihr nieder. Sie lächelte und fuhr ihm durchs strähnig graue Haar. Steh auf, sagte sie. Nach fünf Minuten war alles vorbei. Sie war ihm mit der Hand in die Hose gefahren und hat ihn herausgeholt. Da stand er nun vor ihr mit halboffenem Hosenstall, unbeholfen, aber geil wie ein Eber, und wäre am liebsten über sie hergefallen, hätte sie an den Haaren zu sich heran reißen wollen, um ihre Möse zu sprengen. In ihm tobten die Hormone, er konnte und wollte sich nicht beherrschen. Ernüchtert stand er da und sah auf seinen roten Pavianpimmel. An seiner Hose lief sein Saft runter. Das Mädchen lächelte hold, knöpfte sich die Bluse zu, fuhr sich durchs Haar und stopfte sein erschlafftes Teil wieder zurück in die Hose. Ich bin Ihnen sehr dankbar, für das, was Sie mir beigebracht haben, flötete sie, reckte sich, gab ihm einen spitzen Kuss auf die verschwitzte Nase und zog die Tür hinter sich zu. Zwanzig Jahre waren vergangen und er traute sich kaum mehr, seinen Schwanz anzuschauen. Wer hätte gedacht, dass sich ein Geschlecht so weit zurück entwickeln könne? Seine Hoden waren auf Murmelgröße geschrumpft, der Sack runzlig wie eine Walnuss, sein Penis, ein zu weichgekochter Spargel, den nicht mal mehr eine dicke fette Mattka anmachen würde. Da er so gut wie nie mehr zum Einsatz gekommen war, verkümmerte sein Gemächt, das nie eins war. Keine drei Zentimeter. Auf dreißig hat er es selbst in jungen Jahren nie gebracht. Er sitzt immer noch auf der Mauer. Sie ist jetzt ganz nah und er kann ihr Gesicht deutlich sehen. Ihre Wangen sind schon etwas erschlafft, das Kinn hängt ein auch ein wenig, doch ihre Augen leuchten wie die eines jungen Mädchens. Ihre Brustnippel drücken sich durch die dünne Sportjacke. Mit wiegenden Hüften geht sie an ihm vorbei und nickt ihm freundlich zu. Neugierig dreht er sich um. Was für ein Hintern. Speichelfäden rinnen an seinen Mundwinkeln herab, er wischt sich mit der Hand darüber. Plötzlich spürt er, wie sich etwas regt. Nicht viel. Aber immerhin. Er ist noch nicht abgestorben. Autorin: Brigitte Hieronimus Schriftstellerin und Autorin Seminarleiterin für Wechseljahre Beratung und Coaching www.brigitte-hieronimus.de |
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