Brigitte Hieronimus Onanie und O na nie Marie hebt das Bein und stellt es auf den Rand der Badewanne. Mutter duscht sie lauwarm ab. Die Schultern. Den Bauch. Den Po und ihr Geschlecht. Marie hebt das Bein höher. „Na, ist das schön?“, lächelt Mutter und greift nach der Kinderseife. Dann duscht sie Marie erneut ab und hebt sie aus der Wanne. Im Kindergarten steht Marie auf der Fensterbank und schaut nach draußen. Malte steht da. Vorsichtig hebt Marie ihren bunten Rock und zieht ihn bis zu ihrem rosigen Gesicht herauf. Dann kichert sie und Malte kichert zurück. Sonst spielt er mit ihr in der Puppenecke: Vater, Mutter, Kind. Doch heute hat der Kindergarten geschlossen. Maries Mutter putzt dort, und hat sie heute Nachmittag mitgenommen. Grinsend rennt er davon. Marie lässt ihren Rock fallen, hüpft von der Fensterbank und läuft zur Mutter. „Mami, darf ich nach draußen?“ „Nein, Kind, ich bin fertig. Wir gehen nach Haus.“ Zu Hause stürmt Marie ins Kinderzimmer und legt sich auf ihren Plüschhund, der fast so groß ist wie sie. Summend rollt sie sich mit dem Hund auf dem Teppich. Leise zieht Maries Mutter die Tür zu. Als sie so alt war wie Marie, hat sie was mit dem Kochlöffel auf die Finger bekommen, und wurde mit dem Po ins kalte Wasser getaucht, wenn sie sich da unten angefasst hatte. Also kniff sie heimlich die Beine zusammen und wippte auf dem Stuhl hin und her, bis ihr ganz heiß wurde. Später wurde sie Sonntagnachmittags ins Kino geschickt. Sie riecht noch heute Mutter Finger, als sie sich hinunter beugt, und ihr in die Wangen zwickt und meint, nach dem Kino dürfe sie ruhig zu ihrer Freundin gehen. Kann sie zurück, trug Mutter einen Morgenmantel. Sie ekelte sich vor diesem abgestandenen Latexgeruch. Nachts spürte sie dann diese Unruhe und kniff wieder ihre Beine zusammen. Als sie den Mann ihres Lebens kennen lernte, schlief sie gerne mit ihm. Immer wenn er wollte. Meist wollte sie ja auch. Nur zum Höhepunkt fand sie nie mit ihm, und glaubte, mit ihr stimmt etwas nicht. Und sie tat so, als ob sie kam. Sie kam aber nicht. Also fing sie wieder an, die Beine zusammen zu pressen und schämte sich. Und wenn sie sich schämte, dann hatte sie keine Lust. Und wenn sie lange keine Lust spürte, wurde sie reizbar. Sie träumte davon und wusste, es war an der Zeit, sich Lust zu verschaffen. Die Lust kam öfter als ihr lieb war. Im Sommer lernte sie einen anderen Mann kennen. Der brachte ihr bei, wie man es mit den Händen tut. Sie ergoss und verströmte sich. Liebte ihre Klitoris die schöne Unbekannte nun auch zu Hause. Es lag nicht an dem Mann ihres Lebens. Sie beging klitoralen Suizid während sie bei ihm lag. Sie begrub das Verbot Im Herbst und tauchte die Lust in bunte Farben Marie ist selig auf dem Teppich eingeschlafen. Behutsam trägt sie ihre Tochter ins Bett und deckt sie sorgsam zu. Autorin: Brigitte Hieronimus Schriftstellerin und Autorin Seminarleiterin für Wechseljahre Beratung und Coaching www.brigitte-hieronimus.de |
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