Sabine Halstenbach Brief an meine Tochter Liebe Isabelle! Heute ist der 10.06.1997.Du bist jetzt 4 Wochen und 2 Tage alt. Im Moment schläfst Du gerade und Claus ist in der Garderie bei Malou. Heute finde ich Zeit aufzuschreiben, wie Deine Geburt verlief. Warum ich das gerade für Dich aufschreibe hat mehrere Gründe.1.Du bist ein Mädchen und ich glaube, dass Du daran viel mehr interessiert bist als Deine Brüder.2.weil du kein Kaiserschnittkind bist und 3, weil ich hier ein Erlebnis hatte, dass Du evt. auch haben wirst und ich Dir eine Erfahrung erzählen kann, die ich nur bei Dir hatte. ich denke, dass das auch eine besondere Verbindung zwischen uns schafft. Im August 1996 bin ich mit Dir schwanger geworden. Du warst zwar nicht mehr eingeplant, aber wir haben uns alle riesig gefreut. Im November, also im 4. Monat bekam ich plötzlich Blutungen. Ein großer Schreck für mich, Papa war auf Dienstreise, kam aber am nächsten Tag heim und wir fuhren zusammen zum Arzt, der mich aber beruhigte, das alles in Ordnung sei. Von da an lief die Schwangerschaft ohne Probleme und ich konnte es genießen noch mal Mutter zu werden. Im Dezember hatte ich dann eine Ultraschalluntersuchung und der Arzt fragte uns, ob wir wissen wollen welches Geschlecht unser Kind haben wird. Ich sagte lachend, dass es für mich klar wäre, da Dein Papa nur Jungen könne. Also schaute der Doc besonders genau und sagte uns, dass wir ein Mädchen bekämen. Du kannst Dir gar nicht vorstellen wie dumm ich geschaut habe und wie sehr ich mich auch freute. Als wir zu Hause waren, hab ich alle angerufen und es mitgeteilt, ich glaube wir hatten selten eine so hohe Telefonrechnung. Es war geplant, wegen der bevorstehende Ferien, dass Deine Geburt eingeleitet wurde, da ich 3 Kaiserschnitte hatte, und mein Arzt in den Ferien in Urlaub fuhr, ich wollte, dass er dabei ist und mich nicht irgendein anderer Arzt womöglich in den OP schickte, wegen der Sicherheit und der vorigen OPs. Also kam Deine Oma Uschi am 8.05. zu uns und wir machten uns am 9.5 nach einem schönen Frühstück auf in die Klinik. Oma hat sich um Deine Brüder gekümmert, zumal Claus noch 2 Tage zuvor Windpocken bekam und somit nicht in die Garderie konnte. Um 7.30 Uhr waren wir in der Klinik und ich wurde vorbereitet für den Wehentropf und die Probe Narkose, die ich mir hab legen lassen, falls es doch in den OP gehen sollte. Um 8.00 Uhr kam Michelle, meine Hebamme, die durch einen Zufall doch Dienst hatte und darüber habe ich mich sehr gefreut. Wir konnten uns den schönsten Kreissaal aussuchen, da wir die ersten an diesem Morgen waren. Michelle war auch die ganze Zeit für uns da und das gab mir ein gutes Gefühl. Ich war gut aufgehoben bei ihr, da sie auch sehr nett war. Dann kam Dr. B. und er untersuchte mich, stellte fest, dass der Muttermund schon 4cm eröffnet war und legte mir die Test- PDA. Das ist eine örtliche Betäubung, bei der man ab der Taille betäubt ist, ohne das Bewusstsein zu verlieren. So blieb ich mit Papa bis 9.45 Uhr im Kreissaal und danach legt Michelle den Wehentropf und wir mussten über den Flur dackeln. Alle 10 Minuten wurde der Durchlauftakt erhöht und die Wehen langsam stärker. So kam es, dass ich schon nach einer Stunde alle 2 Minuten eine Wehe hatte, die mir aber recht sanft und kurz erschien. Also haben wir auf die Uhr geschaut und 1 Wehe dauerte 45 Sekunden, tat aber noch nicht sonderlich weh. Wir stiefelten brav auf und ab, unterhielten uns und konnten sogar recht fiel lachen. Hätte ich nicht gedacht, dass das Ganze so relaxt ging. Aber bald wurde ich eines Besseren belehrt, denn relativ schnell wurden die Wehen deutlich schmerzhafter, aber da musste ich nun durch und so ging es tapfer weiter hin und her. Ich erntete von manch vorbei eilendem Besucher mitleidige Blicke, aber ich hatte soviel Hoffnung auf eine normale Geburt, dass mich das nicht weiter störte. Inzwischen diente jede Wand, jeder Stuhl und auch eine Liege vor dem Kreissaal als Ruhepool für mich. Dein Papa wollte mir so gern mit einer Rückenmassage helfen, aber diese Wehen zogen nur in den Unterleib, sodass er nicht viel tun konnte. Ich atmete, wie ich es gelernt hatte und wusste, dass diese Wehen wohl ein Zeichen waren, dass es vorwärts ging. Um 12.00 Uhr ging`s wieder in den Kreißsaal, Michelle untersuchte mich und stellte fest, dass Du um 5cm nach unten gerutscht warst und alles gut ausschaute. Sie bemerkte, dass nun ein guter Zeitpunkt für die PDA sei, aber ich wollte es nicht. Ich wollte Dich doch ohne Schmerzmittel zur Welt bringen und nicht im OP landen. Davor hatte ich echt Angst, mein größter Wunsch sollte sich doch erfüllen. In der Decke hing eine Verankerung, an der Tücher befestigt waren. Daran konnte man sich während der Wehen festhalten. Ich warf einen Blick darauf und fragte, ob das ganze auch stabil genug für mich sei, es war es. Ich nutzte die Tücher, setzte mich auf den Gebärstuhl, ich wollte alles ausprobieren. Kurz vor der Geburt hat man ein Gefühl, als wenn man auf die Toilette muss, um zu verdauen und diese Gefühl bekam ich und konnte zum Glück auf Klo, sonst wär echt ein Malheur passiert. Michelle rief nun meinen Arzt an, der auch direkt kam und mir dann nach Absprache doch die PDA setze und ich landete doch im Bett. Jetzt dauerte es zwar noch eine halbe Stunde bis du da warst, aber es war eine schöne, sicher auch schmerzliche Zeit, da die PDA verzögert wirkte. Gruselig fand ich den Moment, als der Doc mit einer echt großen Schere anrückte, um den Dammschnitt zu machen, aber es musste wohl sei, ich hörte den Schnitt und dann musste ich noch einmal pressen und du warst endlich da. Meine heiß ersehnteTochter geboren ohne Kaiserschnitt und in Liebe auf die Welt gebracht. Wir hatten, nachdem du untersucht wurdest, noch eine ganze Weile nur zu dritt. Ich rief die Oma an und sie machte sich mit Deinen Brüdern auf den Weg um Dich willkommen zu heißen. Nur der kleine Claus durfte nicht mit ins Krankenhaus, da er ja Windpocken hatte. Nach zwei Tagen Krankenhaus wollte ich dann doch lieber heim zum Rest der Familie und bin mit Dir sonntags nach dem essen nach Hause gefahren. Es war eine schöne Geburt und wir alle haben dich liebend erwartet und in das Leben gebracht, nun sehen wir weiter, dass wir eine schone Zeit miteinander haben. |
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