Erika Die Hausfrau in Österreich Hallo - oder wie man bei uns in Österreich meist sagt: Servus allerseits! Ich wurde gebeten, mal darüber zu berichten, wie es der "Hausfrau in Österreich" geht. Naja, verallgemeinern lässt sich dies natürlich nicht, doch ich kenne viele "Nur"-Hausfrauen und Mütter, und für die allermeisten lassen sich die vielen Ansprüche rundherum (auch ihre eigenen an sich selbst!) sehr schwer bis gar nicht unter einen Hut bringen! Aber fangen wir bei mir selbst an.... Bis vor ca. vier Jahren schien unsere Familienplanung ja abgeschlossen zu sein: Manuel und Janina waren damals 9 und 11 1/2 Jahre alt , also "aus dem Gröbsten raus" (und "im Gröbsten noch nicht drin"), wie man so schön sagt. Da ich auf Grund des Jobs meines Mannes quasi "Teilzeit-Ehefrau" bin und war, hatte ich bereits einen Job am Flughafen hin geschmissen, weil sich zwei Schicht-Berufe in der Familie nicht vereinen ließen und unser damaliges Kindermädchen ein bisschen "schwierig" war und ich niemanden auf die Schnell als Ersatz fand. Zudem wollte ich meinen Kindern nicht schon wieder jemand anderen Fremden zumuten - mir und meinen Mann auch nicht, ehrlich gesagt! Ich begann eine Lehrer-Ausbildung, musste jedoch nach Wien jeweils knapp eine Stunde mit dem Auto fahren, was sich organisatorisch schon wieder kaum realisieren ließ, zumindest tageweise war ich im Totalstress, weil ich ja bis 14.30 h die Kinder aus dem Kindergarten holen musste, dann kamen Spielen, Kochen, Putzen, Wäsche, Klavierüben...dran, und abends war ich so todmüde, dass ich über meinen Büchern einschlief und stets zu wenig Schlaf bekam. Kurz vor einem totalen Nervenzusammenbruch brach ich mein Studium ab, was meiner Ehe ausgesprochen gut tat, mein Mann hatte mich sozusagen wieder "ganz für sich allein", eine endlich wieder entspannte, ausgeglichene Ehefrau. Ausgeglichen??? Keine Spur, denn das nur-zu-Hause-Sein war auch nicht das Nonplusultra für mich. Vor knapp 3 1/2 Jahren erblickte Lara, unsere Überraschungs-Nachzüglerin, das Licht der Welt. Wir waren außer uns vor Freude, und ich sagte im Scherz zu meinem Mann, dass ein Geschwisterchen für sie doch sehr schön wäre??? Bei meiner Fruchtbarkeit sollte man solche Scherze unterlassen, denn schwups war ich schon wieder schwanger! Elena wurde ein Jahr und vier Monate danach geboren. Bei aller Freude und Liebe: Bitte tut euch das nicht an, denn zwei Windelkinder auf einmal, die noch dazu nachts selten durch schlafen, bedeuten Totaleinsatz rund um die Uhr! Keine Ahnung, woher ich die Kräfte in den letzten Jahren genommen habe! Als ich vor einiger Zeit wieder freiberuflich zu arbeiten begann, fragte man mich fassungslos, ob ich zu Hause noch zu wenig zu tun hätte?!!? Aber ich wünschte mir so sehr, mal etwas in Ruhe zu Ende zu bringen, zum Beispiel ein Gespräch mit einem Erwachsenen. Eine schlecht bezahlte, dafür sehr interessante Tätigkeit war schließlich das Artikel-Schreiben bei einer Wochenzeitung. Da konnte ich mir die Zeit meist gut einteilen, war autonom in meinem Arbeiten und wurde dennoch zu Hause am PC ständig von den lieben Kleinen unterbrochen... Ich schaffte es trotzdem (meist ohne Nervenzusammenbruch und angebranntem Essen am Herd), und seither soll mir mal ein Super-Manager Folgendes in Sachen Aktion und Konzentration nachmachen: Telefonieren mit einem Kunden, gleichzeitig Elena (1 1/2) auf den Knien schaukeln und beruhigen, gleichzeitig Notizen machen zum Telefonat (irgendwie hatte ich immer genügend Hände frei, wenn auch ziemlich balancierend...), Kind anschließend wickeln und füttern, nach weiteren Infos im Internet suchen, Artikel beginnen (das Schwerste ist immer die Headline...), grad wenn man mitten im Nachdenken ist und die Kreativität sich langsam anmeldet, schreit das nächste Kind, Lara (3), sie muss dringend auf den Topf, ich laufe schnell hin, bevor alles zu spät ist, schaffe es (manchmal rechtzeitig), sonst heißt es rasch putzen, bevor die Kleinste in den Topfinhalt patscht oder drauf ausrutscht, ich laufe zum PC zurück, hoffe, dass inzwischen wenigstens da noch alles beim Alten ist und niemand meinen angefangenen Artikel gelöscht oder versteckt hat, schreibe einige Zeilen weiter an meinem Artikel, als mein pubertierender Sohn vorwurfsvoll bemerkt, dass ich eine schlechte Mutter bin, weil ich mein Kind kreischen lasse und sie nicht sofort tröste, meine pubertierende Tochter will auf der Stelle mit mir ein Problem besprechen, und mein Göttergatte, der bisher ungestört in seinem Buch lesen konnte, meckert, weil es noch nichts zu essen gibt.... Kommt euch das bekannt vor? Ich glaube, Marie Theres, du solltest deinem Mann den Vorschlag machen, dass man darüber mal einen Film drehen sollte? Was meinst du??? ;-)) In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es zahlreiche gebildete, vielseitige und interessante Frauen, die sich, seit sie Kinder bekommen haben, aus dem Berufsleben entweder ganz zurück gezogen haben (vor allem im ländlichen Raum, da kann man sich wenigstens das Wohnen noch leisten....). Einige von ihnen arbeiten stundenweise total unter ihrem Ausbildungsniveau, z.B. als Putzfrauen oder im Direktvertrieb, um ein paar Euro dazu zu verdienen und auch ein bisschen "raus" zu kommen. Zwei Nachbarinnen, auch derzeit in Karenz, können sich nicht vorstellen, in ihren gelernten Berufen (Verkauf und Gastronomie) wieder Fuß zu fassen, weil sich die Arbeitszeiten mit der Familie nicht vereinbaren lassen. Am Land ist der Kindergarten bis zu Mittag geöffnet, (dann ist ja auch die Schule aus), Essen gibt es keines, weil angeblich "kein Bedarf" besteht und die Mütter "eh" zu Hause sind! Eine Freundin von mir arbeitet im Betrieb ihres Mannes mit - besser gesagt: Sie schaukelt ihn vom Verkauf bis zur Büroorganisation, und wenn sie nach Hause kommt, warten noch drei Kinder, ein Hund und ein großes Haus auf sie! Doch es ist ihr Mann, der in jeder freien Minute seinen Hobbys frönt und auch alleine auf Urlaub fährt. Sie hat gelernt, damit zu leben und "das Beste daraus zu machen" - auch eine Eigenschaft, in der wir Frauen recht gut sind, nicht???Da braucht man sich nicht zu wundern, dass es kaum Männer gibt, die bereit sind, in Karenz zu gehen, obwohl es seit einiger Zeit eine gesetzliche Möglichkeit dazu gibt! Ich glaube auch, dass es wenige Männer gibt, die den arbeitsintensiven Dauereinsatz rund um die Familie aushalten würden, und das zum Null-Lohn und bei gleichzeitiger Total-Abhängikeit vom Ehegespons. Die Leistungen, die eine Mutter (und Hausfrau) auch volkswirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich erbringt, lässt sich in Zahlen allein gar nicht ausdrücken! Deshalb kann man nicht oft genug fordern und betonen: Stärkt die Mütter, erkennt ihre Leistungen an, bietet ihnen zumindest zeitweise die Möglichkeit, dass sie sich weiter bilden, ihrem Niveau entsprechende Arbeit machen, oder auch einmal Urlaub von der Familie nehmen können, um neue Kräfte zu tanken! Der Umdenkprozess muss innerhalb der Familie beginnen und darf bis zur Politik kein Lippenbekenntnis bleiben! In diesem Sinne: "Kämpfen" wir weiter! Ich wünsche euch allen einen schönen Tag - bis zum nächsten Mal! Erika |
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