Home
Frauen Kinder Kueche Mail Impressum
Maenner Kultur Medi-Eck Anzeigen Links

Comedian Company Zürich
Daniel Amberg & Esther Kreis


Der Herdkönig (frei nach Johann Wolfgang Goethe)

Wer fährt so spät durch Nacht und Wind,
es ist die Mutter mit ihrem Kind.
Sie hat das Mädchen geholt von dem Hort
Und bringt es sicher zum heimischen Ort.

„Oh, Tochter, was birgst du so bang Dein Gesicht?“
„Siehst, Mutter, du den Herdkönig nicht,
den Hausfrauendämon mit Besen und Schweif?“
„Mein Kind, es ist ein Nebelstreif.“

„Du liebes Kind, komm, putz mit mir,
gar schöne Fenster putz ich mit dir.
Ich bleibe zuhause, bin stets für dich da
und bring dich nicht dauernd zur Grossmama.“

„Ach, Mutter, ach Mutter, und hörest du nicht,
was Herdkönig mir leise verspricht?“
„Sie ruhig, bleibe ruhig mein Kind,
in dürren Blättern säuselt der Wind.“

„Willst, hübches Mädchen, nicht mit mir gehen?
Meine Töchter sollen dich warten schön,
meine Töchter halten das Haus immer rein
und waschen und putzen und lassen dich nicht allein.“

„Ach Mutter, oh Mutter, und siehst du nicht dort
Herdkönigs Töchter am sauberen Ort?“ –
„Mein Kind, mein Kind, ich seh es genau:
es scheinen die alten Weiden so grau.“

„Ich liebe dich und deine schöne Gestalt,
willst du dein Kind oder ein stolzes Gehalt?“
„Mein Kind, mein Kind, jetzt seh ich ihn auch,
Herdkönig, mit dem Besen im Strauch!“

Der Mutter grausets, sie fährt geschwind
und hält in den Armen das schluchzende Kind,
erreicht das Heim, erkennt ihre Not
und kündigt am nächsten Morgen den Job.

gewidmet Marie Theres Relin und der Hausfrauen-Revolution