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Marie Theres Kroetz Relin

Offener Brief an Herrn Fritz Raff
Intendanz Saarländischer Rundfunk

Betreff: Kündigung Lisa Fitz wegen "Dschungelshow"

Di, 20. Jan 2004

Sehr geehrter Herr Raff!

Haben Sie und der Saarländische Rundfunk es wirklich nötig, sich auf Kosten von Frau Fitz an den Medienerfolg von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" auf diese Art und Weise anzukoppeln?

Ihr öffentlicher "Rausschmiß" von Frau Fitz (und dieser wohl bemerkt ohne ihre Kenntnisnahme) ist,
dialektisch gesehen, genauso unseriös wie die Sendung, die Sie kritisieren.

Aber immerhin, schaffte so der Saarländische Rundfunk den Sprung in die deutschen Nachrichten!
Wäre ihm sonst wohl verwehrt geblieben.
Gratulation zum Bildzeitung-Niveau!

Freundliche Grüße

M.Th.Kroetz Relin



Fr, 23. Jan 2004


Sehr geehrte Frau Kroetz Relin,

unsere Entscheidung, die Zusammenarbeit mit Lisa Fitz als Gastgeberin des
Gesellschaftsabends zu beenden, hat ein lebhaftes Echo ausgelöst. In den
vergangenen Tagen haben den Saarländischen Rundfunk viele Zuschriften und
Mails erreicht, darunter auch Ihre. Die Meinungen decken die ganze
Spannbreite ab. Von: "Bravo, diese mutige Entscheidung war längst
überfällig!" bis hin zu: "Ihr altmodischen Spießer!".

Ein uns sehr wichtiger Aspekt ist allerdings in der öffentlichen Diskussion
zu kurz gekommen: Die Trennung des Saarländischen Rundfunks von Lisa Fitz
bezieht sich einzig und allein auf ihre Rolle als Gastgeberin unserer
Kabarettreihe "SR-Gesellschaftsabend" im Hörfunk und bei "fitz&friends" im
Fernsehen. Das heißt nicht, dass Lisa Fitz bei uns nicht mehr als Gast in
einer Sendung auftreten darf - unsere Programme sind weiterhin offen für
kabarettistische Beiträge von Lisa Fitz. Wir haben sie auch nicht
"gefeuert", denn sie war bei uns nicht angestellt, sondern als freie
Künstlerin für sechs Hörfunk- und Fernsehsendungen in diesem Jahr engagiert,
um als Gastgeberin des "SR-Gesellschaftsabends" die Tradition des
politisch-literarischen Kabaretts fortzuführen.

Mit ihrem Ruf als renommierte Kabarettistin, Aufklärerin und Mahnerin
hofften wir in Lisa Fitz eine neue Leitfigur und würdige Nachfolgerin ihrer
beiden Vorgänger als Gastgeber des "SR-Gesellschaftsabends", Hanns Dieter
Hüsch und Matthias Beltz, gefunden zu haben. Doch ihre Glaubwürdigkeit, ihr
Image als Kabarettistin - also genau das, was uns überzeugt hat, dass gerade
sie die richtige ist - hat mit der Teilnahme an der RTL-Dschungelshow stark
gelitten und uns zu diesem Trennungsschritt gezwungen.

Lassen Sie mich auch noch etwas zum Vorwurf sagen, wir hätten uns von Lisa
Fitz ohne Rücksprache mit ihr getrennt: SR-Programmdirektor Hans-Günther
Brüske hat im Vorfeld von einem Engagement "im Dschungel" abgeraten, bewusst
mit Blick auf ihre im Oktober 2003 begonnene Gastgeberrolle beim
"SR-Gesellschaftsabend". Mehrere Versuche, sie nach den ersten RTL-Sendungen
in Australien noch zu erreichen, schlugen fehl. Sie war aufgrund der
strikten Abschirmung durch RTL für uns nicht zu sprechen. Bis zum Ende der
Dschungel-Show konnten und wollten wir aber nicht warten.

Schade, denn wir hatten uns einen anderen gemeinsamen Weg mit Lisa Fitz
vorgestellt. In der Oktober-Ausgabe unserer Monatszeitschrift "SR-info"
hatte Lisa Fitz betont, sie wünsche sich die Generation der 20-30jährigen
"ein bisschen engagierter für alle gesellschaftlich-sozialen-globalen
Belange". Die junge Generation erscheine ihr "auch durch den vielen
Privatsender-Nonsens beeinflusst, etwas flach geworden. Ein wenig mehr Tiefe
könnte nichts schaden."

Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass der SR auch weiterhin ein dem Kabarett
verpflichteter Sender bleibt - offen auch für Auftritte von Lisa Fitz.


Mit freundlichen Grüßen

Fritz Raff
Intendant des Saarländischen Rundfunks