Elena Golfidis Tagesablauf einer Hausfrau Die Zweite Variante: Freier Tag mit Kind 8.30! Uhr Jupiduu, muß nicht arbeiten und/oder Kind in den Kindergarten bringen. Kaffee, Zigarette, Zeitung, HFR. 9.00 Uhr Kind ist wach, allmorgendliche Badzeremonien Kind ist sehr willig, freut sich, weil am Nachmittag Freunde zum Faschingszauber kommen werden. Anziehen. Gestaltet sich schwierig, Kind will doch kein Pirat sein, Kind möchte ein Panzerknacker werden. Ok roten Pulli, dunkelblaue Hose sowie dunkelblaue Ohrenklappenmütze aus dem Schrank holen. Fehlt nur noch die Nummer: Pappkarton und Tesafilm sind hilfreich, fertig ist der Panzerknacker. Kind betrachtet sich lange im Schlafzimmerspiegel und ist sehr zufrieden. 9.30 Uhr Frühstück mit Kind. Sehr nett! 10.00 Uhr Kind darf das Walt-Disney-Video von gestern „fertig schauen“. Wohnungsüberholung: Übliches, wie Betten machen etc., sowie genauere Überarbeitung der hygieneintensiven Bereiche. Staubsaugen. Kind meutert, trotz der geschlossenen Türen. 11.30 Uhr Mittagessen (Schlichtversion) vorbereiten. Tante kommt überraschend vorbei. Schnelle Änderung von Schlichtversion in etwas respektablere Version, lade sie zum Essen ein. Tante freut sich und erzählt ausgiebig von Uroma, die gerade im Krankenhaus ist - und erläutert die verschiedenen Familienmeinungen dazu. Dabei Küche wieder saubergemacht und Kind zum Malen überredet. Kind ist schon sehr aufgeregt wegen der Faschingsfeier und stellt Fragen im Stakkato. 13.00 Uhr Mutter ruft an und möchte ihre Ideen zu Uromas Krankenhausaufenthalt an die Tochter bringen. Hört im Hintergrund die Tante, ihre Schwester und wird aufgeregter, möchte meine Meinung hören. Erkläre, dass ich nun dringend noch ein paar Sachen herrichten muß und dann noch den engsten Freund von Kind abholen soll, weil dessen Papa das Auto heute nicht hat. Mutter hat Verständnis und ist trotzdem leicht beleidigt. 13.15 Uhr Schälchen und Schüsseln mit Leckereien füllen, Getränke und Gläser, Teller und Servietten bereitstellen. Dekorieren. Kind will helfen. Geht eine Weile. Malsachen und inzwischen benutztes Spielzeug mit Kind zurück ins Kinderzimmer schaufeln. Kind will nun genau vor dem gedeckten Tisch mit dem Wäscheständer ein Haus bauen. Tante vermittelt. Wäscheständer wieder aufräumen und Decken zusammenlegen. 14.15 Uhr Weg vom Haus zur Gartentüre freischaufeln. Ramme mir dabei die Schneeschaufel in den Bauch. Auto mit dem großen Besen von den weißen, schweren Massen befreien, dann Scheiben frei kratzen. Nähere Überprüfung der Schneewand längs des Autos zeigt: hier hilft nur Schaufeln. Also, Schaufel wieder holen und noch mal schippen. 14.45 Uhr Rutschen ins „Vorstadtzentrum“, Emilio, der Herr der sieben Meere, freut sich schon auf seinen „Gastgeber“ und sinniert über die bevorstehenden Piratenfreuden. 15.00 Uhr Tante verabschiedet sich. Der Herr der sieben Meere ist sehr ärgerlich über den zum Panzerknacker mutierten Freund. Was ist nun mit den Piratenfreuden? Büffet ist eröffnet, Kinder sind wieder froh. 15.15 Uhr Feuerwehrmann Jossip sitzt heulend zu Hause, kann nicht kommen, weil seine Mama leider nach heftigem Auto ausgraben, feststellen musste, dass die Batterie wohl leer sein muß. Gastgeber und bester Freund sind sauer auf die blöde Jossipmama. Ich verteidige arme Jossipmama und schimpfe über den blöden Schnee. 15.30 Uhr Gerade rechtzeitig kommt Leopardenlady Anisha, die innige Freundschaft drohte fast schon zu bröckeln. Erneuter Büffetbesuch damit die Leopardenlady nicht so alleine essen muß. Tanzen mit den Kindern. Malen mit den Kindern. Komplizierte Geldschränke aus Lego bauen. Der Panzerknacker ist sehr glücklich. Gitarre spielen und singen mit den Kindern. Kind (eigenes) findet meinen Gesang komisch. Breche wie zufällig diese Einlage ab und hoffe auf schnelle Eingebung. Kinder füllen die Panzerschränke mit Spielgeld und Bonbons. 17.00 Uhr Anisha geht nach Hause. Kind nölt, Pirat ebenso. Warum ist Joschi nicht gekommen. Joschi ist doch krank. Kind will Joschi auf der Stelle anrufen. Pirat deswegen sauer. Zwinge Kinder zur Teilrenovierung des Kinderzimmers und schlage sozusagen als Belohnung Hausbau mit Wäscheständer vor. Kurzfristiges, begeistertes Aufräumen dann Beschaffung der erforderlichen Hausbauutensilien. Kind zeigt Gast, was wir alles zu bieten haben. Rette meine Betten und Handtücher. 17.45 Uhr Der Herr der sieben Meere wird länger bleiben, seine Mama schlittert noch über die Autobahn. Hausbau beginnt langweilig zu werden. Panzerknacker und Pirat bekunden sofortigen, heftigen Hunger. Vorbereitete Fleischpflanzerl in die Pfanne. Pommes ins Rohr. Errettung des Hausstandes vor Übernahme in das fertige Wäscheständerhaus. Kinder sind am Verhungern! Verzweiflungstat: Maulwurfvideo reinschieben. Kinder vor der Glotze abgestellt. Panzerknacker verlangt nach Gurke mit Salz! 18.15 Uhr Endlich Essen. Der Herr der sieben Meer mag keine Fleischpflanzerl. Pommes und Gurke sind ok. Pankerknacker lässt seine gute Erziehung völlig außer Acht und mampft nach Leibeskräften, wie zu Babyzeiten, begleitet durch ein laut vernehmliches „Namnam“. Mache mir Gedanken über das „Namnam“. Machen andere Kinder das auch? Essen ist vorbei, Kinder wünschen sogleich die Nachspeise. 18.35 Uhr Piratenmama trifft abgekämpft von den Schneestrapazen ein. Braucht gleich einen Kaffee. Ich auch. Kinder schmieren die Nachspeise rum, Mamas ölen das soziale Getriebe, Papa kommt heim. Will Kind knutschen und hören, wie schön alles gewesen sein muß. Erwartet alsbaldige Berichterstattung der gelungenen Faschingsfeier. Bricht in Entzücken aus ob des Panzerknackerkostümes. Der Herr der sieben Meere wartet ungeduldig auf ebensolche überschwengliche Bewunderung. 19.00 Uhr Piratenmama ruft zum Aufbruch. Kinder können sich jetzt nicht trennen. Auf keinen Fall! Tränentäler tun sich drohend auf. Plappere nervös etwas von nächster Woche, Piratenmama ebenso. Stimmung bessert sich. Beherztes Anziehen des Herrn der sieben Meere, unter Mithilfe fast aller Anwesenden. 19.10 Uhr Alle bereits abgetakelten Piratenaccessoires sind gefunden, Kinder verabschieden sich. Das Piratengeschwader dreht ab. Panzerknacker zeigt Papa alle Panzerschränke, das Wäscheständerhaus, die Chips ein paar fallen noch mal ab für Vater und Sohn, das Eis, die Malereien und all die anderen wichtigen Dinge des Tages. Wieder Fleischpflanzerl in die Pfanne, Pommes ins Rohr usw.. Räume auf wie verrückt habe leider keine „Helferleins“. 19.45 Uhr Der sich täglich wiederholende, mühsame, lange dauernde Weg eines kleinen Jungen in sein Bettchen wird in besonders gebührender Faschingslaune-Länge zelebriert. Für Unkundige: Partyverklebter Junge muß kurz in die Wanne. Abtrocknen eines Menschleins in Größe und Beschaffenheit einer kleinen, nassen, glitschigen Robbe. Schlafanzug anziehen lassen kann sehr, sehr lange dauern und anschließend lustiges Zähneputzen. 20.00 Uhr Es klingelt, bester Freund von Papa kommt. Hat auch Hunger. Beschließe fürs Erste zu fasten. Später werde ich mir die Süßigkeiten näher ansehen. Kind will noch nicht ins Bett. Will nun mit Papa kuscheln. Papa hätte lieber vorher. 20.30 Uhr Kind ist im Bett. Geschichte war heute zu kurz deshalb leichte Verstimmung danach schöne Versöhnung. Abspülen. Aufräumen. 21.34! Uhr Feierabend! |
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