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Die Trennung

Interview von Miriam Berger

erschienen am 16.9.05 in Woman.at


Woman: Wieso die plötzliche Scheidung?

Kroetz Relin: Ich habe die Scheidung doch schon vor längerer Zeit eingereicht. Es ist nur erst jetzt an die Öffentlichkeit gekommen.

Woman: Sie haben die Scheidung eingereicht...?
Kroetz Relin: Er hat nur immer davon geredet, dass er sich scheiden lässt, aber nie etwas gemacht. Aber einer muss den ersten Schritt machen und ich bin eben eine Frau der Taten.

Woman: Aber was hat denn zu der Trennung geführt?
Kroetz Relin: Ich habe mein Leben selbst in die Hand genommen.

Woman: Sie haben in den letzten vier Jahren viel Aufsehen mit der Hausfrauenrevolution erregt. Hat diese Aufgabe etwas damit zu tun?
Kroetz Relin: Ich bin dadurch unabhängig geworden Und ich habe mir das ja alles selbst aufgebaut, aus dem Nichts. Und da ich jetzt ja auch als Buchautorin und Journalistin arbeite, habe ich ein eigenes Einkommen und eine Versicherung.

Woman: Aber das hat daheim zu Konflikten geführt?
Kroetz Relin: Wie ich auch auf meiner Homepage sage: Revolutionen fordern Konsequenzen. Ich möchte allerdings betonen, dass ich meinen Mann noch immer liebe, als Vater meiner Kinder, dass wir uns gut verstehen und täglich telefonieren. Aber was das Zusammenleben betrifft, so sind wir uns beruflich gegenseitig immer mehr auf die Füße getreten. Ihn reißt es herum und ich krieg auch sehr viele Angebote und es war Zeit, dass jeder das Leben einmal ohne den anderen, auf seine eigene Art probiert.

Woman: Es ist sicher nicht leicht neben so einem starken Mann und Künstler wie Franz Xaver Kroetz selbst kreativ zu erblühen.
Kroetz Relin: Nein und deswegen möchte ich auch momentan eine klare Linie ziehen, möchte selber Erfahrungen machen. In zehn Jahren kann es zu spät sein. Man darf ja auch nicht vergessen, dass zwischen uns ein Altersunterschied von 20 Jahren besteht. Als ich ihn kennen lernte war ich 21, blutjung. Ich hab zu diesem Mann aufgeschaut, hab mich führen lassen, er hat immer mehr gewusst als ich. Ich hab auch sehr viel gelernt und erfahren durch ihn, aber irgendwann kommt man zu dem Punkt, da hat man sich weiterentwickelt. Ich hab ihm all die Jahre als Dichtersgattin Mami und Hausfrau den Rücken freigehalten. Jetzt muss ich mich mehr um meine eigenen Sachen kümmern. Jetzt hab ich noch die Chance neu zu beginnen.

Woman: Aber eine Trennung ist trotzdem nie leicht?
Kroetz Relin: Ich hab viele Jahre meine inneren Konflikte gehabt, das kann man mir glauben. Aber nicht zuletzt der Tod meiner Mutter hat mir geholfen, eine Entscheidung zu treffen. Nach ihrem Tod hab ich sehr viel nachgedacht und einfach auch an ihrem Beispiel gesehen, dass man viele Dinge nicht lebt, immer wieder verzichtet. Sich nach außen harmonisch gibt, während innerlich das große Chaos herrscht.

Woman: Sie sprechen da vor allem auch von den Hausfrauen, die Sie mit Ihrer inzwischen schon sehr großen Bewegung unterstützen möchten.
Kroetz Relin: Ja, eine Hausfrau, wie ich eine war. Ich hab es, wie gesagt, geschafft, mich unabhängig zu machen. Aber was ist mit so vielen anderen? Die können doch ab einem bestimmten Alter zu ihrem Mann gar nicht mehr sagen: ich verlass dich. Sie haben Kinder aufgezogen, die Familie gemanagt und mussten auf einen Beruf verzichten. Nun sind sie abhängig vom Mann. Eine Scheidung würde sie zum Sozialfall machen. Ist das nicht eine riesige Ungerechtigkeit? Da darf man sich nicht wundern, wenn Frauen keine Kinder mehr bekommen wollen und die Politiker dann jammern: wir sterben aus!

Woman: Vielleicht sollten Sie Familienministerin werden...!
Kroetz Relin (lacht): Warten Sie’s nur ab!

Woman: Klingt spannend. Aber zurück zu den Beziehungen. Die wenigsten halten ja ein ganzes Leben.
Kroetz Relin: Ich bewundere Paare, bei denen es klappt, denn der Zustand des Verliebtseins, Bewunderns und Begehrens ist irgendwann vorbei. Mann kann nicht begehren wie vor 20 Jahren wenn vor einem die zwei abgewetzten Zahnbürsteln im Glas stehen. Liebe ist die meiste Zeit harte Arbeit. Und wir beide haben sehr lange Zeit hart gearbeitet. Was das angeht haben wir uns längst eine goldene Hochzeit verdient. Trotzdem ist jetzt Zeit getrennte Wege zu gehen und das tut uns allen gut.

Woman: Auch den Kindern?
Kroetz Relin: Ganz sicher. Die haben auch mehr davon, wenn sie eine zufriedene Mama und einen zufriedenen Papa haben und nicht Eltern die ständig drüber debattieren, was richtig und was falsch ist. Unsere Kinder können uns beide so oft sehen, wie sie wollen. Wir leben in Teneriffa eh schon länger in zwei getrennten Wohnungen.

Woman: Und in Bayern?
Kroetz Relin: Da bin ich aus unserem gemeinsamen Haus ausgezogen.

Woman: Aber bei Scheidungen kann es trotz bester Absichten zu unguten Streitereien ums Geld kommen.
Kroetz Relin: Ach, wir regeln das sicher friedlich. Abgesehen davon gibt es einen Ehevertrag.

Woman: Und es ist kein neuer Partner im Spiel?
Kroetz Relin: Nein.

Woman: Aber vielleicht wird’s ja bald einen geben?
Kroetz Relin: Vielleicht. Aber vielleicht geht uns beiden auch irgendwann wieder der Knopf auf und wir kommen nochmals zusammen. Ich lass alles offen und ich fühl mich richtig gut dabei.



Mit freundlicher Genehmigung von Woman.at