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Gudrun

Einkaufsbummel zu zweit


Wir wollen einkaufen. In der Stadt.
"Hast du schon Pipi gemacht?" "Jaaa, eben." "Geh noch mal schnell." "Ich muß aber nicht mehr." "Okay, komm, dann los."
Wir steigen ins Auto. Ich hätte kurz vor dem Türeschließen fast den Schlüssel vergessen. Adrenalinschub. Tut gut. Blutdruck ist eh zu niedrig.
So, nun geht es endlich los. Wo ist das Handy? Wo ist das Portemonnaie? Vergessen. Nochmal rein. Telefon klingelt. Ist egal.
Nein, könnte was Wichtiges sein. Ich stürme schnell zurück. Hat aufgehört zu klingeln. Also Tür zu und ins Auto. Kind meckert schon. Radio an.
Kind dann still. Oder auch nicht.
Parkplatzsuche. Chaos. Stress. Parkplatz gefunden. Kleingeld nicht. Parkautomat. Ok, ohne bezahlen parken. Wird schon gut gehen.
Kind hüpft an der Hand. Schön. Einkaufen mit fröhlichem Kind. Das macht Spaß. Gutgelaunt bummeln wir durch die Stadt. Die Sonne scheint. Welt ist schön.
Erstes Geschäft. Kind wittert Beute. "Können wir gleich ein Eis essen?" "Ja, wenn du mich jetzt in Ruhe hier gucken läßt." Kind ist ruhig.
Fünf Minuten. Ich finde keine neue Hose. Das Kind bekommt ein Eis. Danach nächstes Geschäft. "Darf ich mal auf dem Hopser da reiten?" "Ja, gleich."
Kind heute sehr friedfertig und kompromißbereit. Ich wühle mich durch das Bekleidungsgeschäft, das Kind begutachtet mit mir Pullover. "Der ist schööön."
Es hält mir ein pinkfarbenes Etwas mit Glitzerstickerei in Größe 48 vor die Nase. Die Verkäuferin sieht ihre Chance und eilt herbei. Der Pullover liegt bestimmt schon seit Jahren zum Verkauf! Schnell packe ich mein Kind und nehme Reißaus. Vor dem Hopser warte ich 15 Minuten. Bin ja keine Rabenmutter.
Dann geht es munter weiter. Diesmal ins Schuhgeschäft. Dort gibt es einen Wasserspender. Kind trinkt hingebungsvoll 6 Becher Wasser. Gleich muß es... ja, was wohl? Nein, - es muß Aa!
Ich "liebe" es, Toiletten in sämtlichen Lokalen aufzusuchen! Besonders schön ist es, an einem gemütlichen Abend mit der Familie in der Pizzeria. Oder beim Chinesen. Oder beim Griechen. Oder beim Türken. Oder wo immer es der ganzen (Ausrufezeichen)  Familie  lecker schmeckt.
Ich weiß nicht, was schöner ist. Vor, während oder nach dem Essen die Toiletten mit einem entdeckungsfreudigen Kind aufzusuchen.
Vor dem Essen verdirbt unter Umständen den Appetit. "Mama, warum ist die Klobürste hier so dreckig? Die ist ja ganz braun!" oder "Mama, da hat eben
schon jemand Aa gemacht? Es stinkt hier so."
Während des Essens entsteht eventuell noch eine Diskussion unter den Eltern, wer jetzt sein Essen warm essen darf und wer die "Örtlichkeiten" aufsuchen muß.
Da können ganz unschöne Gespräche entstehen. Aber ganz unschöne. Und aufs Klo muß das Kind trotzdem. Und das rechtzeitig!
Dort angekommen kann sich der Aufenthalt ziemlich verzögern "Mama, was ist das für ein Automat? Kann man da Luftballons rausholen oder Kaugummi oder was?"
"Warum wäscht sich die Frau nicht die Hände nach der Toilette?"
Nach dem Essen ist der Besuch des stillen Örtchens vielleicht doch am entspannendsten. Es sei denn, die Räumlichkeiten sind derart ungepflegt, daß man sich doch Gedanken um die Hygiene des vorher genossenen Essens macht.

Zurück zum Schuhgeschäft. Die freundliche Verkäuferin weist mir den Weg ins Lager. Hinter endlosen Kartonreihen mit Schuhen verbirgt sich die Kundentoilette. Während mein Kleiner auf dem Topf hockt, warne ich ihn, nichts anzufassen. Ob sich die Leute auf dem heimischen Klo wohl auch so schlecht benehmen?
Ich bin froh, als wir unser Geschäft im Geschäft erledigt haben. Und hoffe, daß wir ohne Spätfolgen den Bakterien auf der Kundentoilette den Rücken kehren können.
Das Schuhgeschäft verlassen wir jedenfalls schon mal ohne Schuhe.
Der Einkaufsnachmittag geht weiter. Aber nicht mehr lange. Das Kind hat jetzt genug. Die Mutter noch lange nicht. Ich raffe im Vorbeigehen "ein Trösterchen" in Form eines weißen T-Shirts für fünf Euro. Seufz. Das muß reichen. Das nächste Mal dann - einkaufen ohne Kind. Fragt sich nur, wie.
Das Kind hüpft fröhlich zum Parkplatz und jubelt: "Mama, da hat uns jemand einen Zettel geschrieben"!
Oh ja, die freundliche Politesse hat uns zur Erinnerung an diesen zauberhaften Einkaufsbummel einen Zettel an die Windschutzscheibe geheftet.