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Karin Schulze

Warum ich schreiben lernen will

Alles, was uns begegnet, lässt Spuren zurück.
Alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei.
J. W. v. Goethe

Endlich! Die Kinder sind aus dem Haus!
Keiner mehr da, der ständig nach sauberer Wäsche verlangt, - obwohl der Kleiderschrank noch voll ist, der immer am Essen rumnörgelt und ständig den Fernseher okkupiert. Geschafft! Von jetzt ab mache ich nur noch was mir Spaß macht. Doch wie sieht der Spaß aus?

Meine Tochter hat mir sehr schnell klargemacht, dass ich mich aus ihrem Haushalt und ihrer Kindererziehung heraus zu halten habe.„Mami, wir haben keine Zeit, warum rufst du immer so früh an? ( dabei rufe ich nie vor
11 Uhr an) ...Maximilian – mein 7 Monate alter Enkel, muss in die Krabbelgruppe, ...zum Babyschwimmen,...wir gehen einkaufen, ...Schwiegereltern wollen ihn auch mal haben, ...ich treffe mich mit Freunden da sind auch Kinder, ...er muss in seiner vertrauten Umgebung bleiben, ...du gibst ihm immer das falsche zu essen, ...du ziehst ihn immer verkehrt an!“ ...und ...und ...

Mein Sohn hat mir - als er seine von uns gesponserte Wohnung bezog, den Hausschlüssel gegeben:
„Mami du hast doch jetzt Langeweile. Blumen gießen und ab und zu mal saugen, mehr brauchst du nicht zu machen. Ich komme ja eh zum Wochenende zum essen nach Hause.“
Den Schlüssel habe ich weit weggelegt.

Mein Mann und ich haben uns oft gefragt, wo die Jahre so schnell hingegangen sind. Gerade noch waren beide klein und jetzt sind sie aus dem Haus. Schnell haben wir begriffen, dass uns die Kinder nur noch aus der Ferne brauchen. Sie haben Spuren bei uns hinterlassen.
Spuren, die ich gesammelt habe.

Den Anstoß mit dem Schreiben anzufangen, gab mir vor mehreren Jahren eine gute Freundin.
Wir hatten uns immer viel zu erzählen. Das heißt, ich erzähle meistens, sie meint, dass ihr Leben langweilig sei. Schon damals sagte sie immer:
„ Mensch Karin, du hast soviel erlebt, du kannst so gut erzählen, warum schreibst du das nicht alles auf?“

1994 fing ich an zu schreiben. Ich merkte sehr bald, das meine Gedanken mir immer ein Stück voraus waren. Doch dann kamen mir Zweifel. „Wer will das schon wissen, du kannst ja gar nicht schreiben, du bist ein Dilettant, du willst dich nur wichtig machen.“ Obwohl meine Freundin und meine Familie mich ermunterten, weiter zu machen habe ich aufgehört. Das Manuskript für ein Buch sowie mehrere Kurzgeschichten sind in meinem Computer eingespeichert. Ich hatte 1000 Ausreden nicht weiter zu schreiben. Arbeit, Familie, der Hund, ich fand immer einen Grund nicht weiter zu machen
Aber der Gedanke zu schreiben war noch da. Nur, wie macht man es richtig?
Wo setzt man ein Komma, bringe ich Gefühle richtig zum Ausdruck, was ist schon interessant daran, anderer Leute oder vielleicht das eigene Leben aufzuschreiben.
Meine innere Stimme sagt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin, aber der Zweifler in mir versucht mich zurück zu halten.
Im Januar 2001 fiel mir dann die Anzeige über die
Schule des Schreibens, von der Axel-Anderson-Akademie in Hamburg in die Hand. Erst einmal lag sie eine Weile unbeachtet im Sekretär. Dann habe ich mir aus Neugierde Material zum anschauen besorgt und für mich beschlossen das ich keine Schule brauche. Das ist nichts für mich, legte ich fest. Sollen sich die anderen damit abmühen. Ich habe genug zu tun. Eine ehrenamtliche Tätigkeit kann zuviel Freizeit auch ausfüllen. Ich wusste genau, dass meine Anfrage an die Akademie nur halbherzig war. Auf weitere Schreiben habe ich gar nicht mehr reagiert. Mein Teufelchen war immer rechtzeitig zur Stelle wenn ich die Unterlagen wieder durchsah.:
„Wer bist du denn, was hast du schon zu sagen? „Du musst dich anstrengen, fleißig sein, du gehst doch arbeiten, wozu willst du dir unnötigen Stress produzieren?“
„Nutze deine Freizeit zum fernsehen, gehe mit dem Hund spazieren. Das reicht für dich.“
Nein, das reicht mir nicht! Ich möchte gut schreiben können. Meine Grenzen austesten und mir selber beweisen, dass man wenn die Kinder aus dem Haus sind, noch dazu lernen kann.
Ich habe das zweijährige Fernstudium in Hamburg beendet und schreibe jetzt Kurzgeschichten - die ich einmal im Monat in der Seniorenresidenz in der ich arbeite, zum Besten gebe. Außerdem habe ich mir wieder mein Manuskript vorgenommen.
Mein bisheriges Leben hat Spuren hinterlassen, so viele das ich schreiben muss, wie meine Freundin immer sagte.